Juliette Has A Gun Luxury Collection Metal Chypré


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Wenn es stimmt, dass Erinnerung nichts anderes ist, als Gegenwart vergangener Zeiten, dann hat Erinnerung in einem Chypre-Parfum ihr Zuhause. Bereits seit der Antike gibt es chypre-typische Duftkompositionen. Ihr Charme ist seit je her sagenumwoben. Doch erst das junge 20. Jahrhundert der europäischen Geschichte krönte den Chypre zum König der Parfums. Der Name geht auf Chypre de Coty zurück, das François Coty im Jahr 1917 kreierte und damit fortan eine ganze Duftfamilie prägte. Er benannte seine Kreation nach der Insel Zypern (frz. Chypre), auf der er einige Zeit verbracht hatte. Für den Duft verwendete er viele natürliche Ingredienzien aus dem Mittelmeerraum, die er dort während seiner Reise kennenlernte. Als "Panorama des Südens" wird der Chypre seither bezeichnet. Der Mythos liegt im starken Kontrast zwischen dem hesperidischen Auftakt, vermählt mit einer apart-blumigen Herznote und dem holzig-moosigen Eichenmoos-Fond begründet, der eine besondere Komplexität aus Eleganz und Raffinesse entfaltet. Romano Ricci hat sich der Herausforderung gestellt für seine Luxusparfum-Marke Juliette Has a Gun einen Chypre zu erschaffen, der sich allen Konventionen entzieht. Damit vereint er seine Liebe zum Duft mit seiner außergewöhnlichen Kreativität und dem Bedürfnis stets Neues auszuprobieren. Mit künstlerischer Nonchalance dekonstruiert er den legendären Klassiker. Er bricht ihn runter bis auf sein nacktes Skelett, um ihn als modernen Duft neu zu erbauen. Dafür ließ er sich von der Idee leiten, den Duft vom kostbaren rötlich-glänzenden Kupfer nachzubilden. Warum ausgerechnet dieses Metall habe ich mich gefragt? Sein lateinischer Name cuprum ist abgeleitet von (aes) cyprium und heißt frei übersetzt "Erz aus Zypern", wo im Altertum Kupfer gewonnen wurde. Was liegt also näher, als eines der begehrtesten Mineralien der Welt aus Zypern mit der wohlduftenden Flora dieser sonnigen Mittelmeerinsel (der Geburtswiege der klassischen Chypre-Zutaten) zu verbinden?! Aus dieser Inspiration erschuf er seine persönliche olfaktorische Übersetzung dieses Materials - kühl, metallisch und überaus futuristisch, die er in einen gewagten Remix des klassischen Chypre-Akkords gegossen hat. Ein sehr spannendes Unterfangen. Denn Metalle sind schließlich Feststoffe. Sie besitzen keine flüchtigen chemischen Verbindungen und können deshalb nur sehr schwer den Weg in unsere Nase finden. Dennoch können wir alle diesen charakteristisch-metallischen Duft identifizieren. Riecht also Metall? Nein! Alles nur eine Illusion bzw. eine komplexe chemische Reaktion mit der Lipidschicht unserer Haut. Chemie war in der Schule allerdings nicht mein Lieblingsfach. Deswegen erspare ich euch (und mir) weiteres gefährliches Halbwissen dazu. Doch ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie Parfumeure Texturen und Temperaturen durch komplizierte Mischungen von Zutaten vermitteln können. Schauen wir uns also an, welche künstlerisch-abstrakte Antwort uns Romano Ricci zu diesem Thema präsentiert.
 



Für den in Paris geborenen smarten Italiener, dem der Sinn für Edles und Schönes förmlich in die Wiege gelegt wurde, ist Parfum eine Kunstform und wie jede Kunst hat auch diese eigene Codes, die es zu beachten gibt. Als Schöpfer einer Nischenmarke, sieht er es allerdings als seine Pflicht, diese zu brechen. Nur so kann er freigelöst und wagemutig experimentieren. Zu unserem Glück. Denn so werden wir mit Essenzen verwöhnt, die ebenso nobel und interessant wie einzigartig und charakterstark sind. Spielerisch stellt er seit den Anfängen seines Labels traditionelle Erwartungen der Parfumerie auf den Kopf. Mit den Düften seiner Luxury Collection geht er sogar noch einen Schritt weiter und katapultiert seine Düfte mit kühnen Neuinterpretationen altbekannter Stile auf ein nächsthöheres Level. Ich habe ein nahezu irrationales Verlangen nach eben solchen Nischen-Parfummarken, die überraschende Risiken eingehen und dadurch etwas Anderes, etwas Neues erschaffen. Der Dandy und Womanizer (in Personalunion) verfügt über eine erstaunliche Intuition die verborgenen Tiefen seiner Inspirationen zu ergründen und seine Gefühls- und Sinneswelten in elegante Parfums zu übersetzen. Deshalb berührt und inspiriert mich die Geschichte um Romano Ricci gleichermaßen. Als Urenkel der weltbekannten Modedesignerin der Pariser Haute Couture Nina Ricci und Enkelsohn von Robert Ricci (der das familiäre Parfum-Imperium begründete, das uns Parfumlegenden wie Cœur-Joie oder L’air du Temps schenkte), verbrachte er den größten Teil seiner Kindheit in Fontainebleau, in der Nähe der hauseigenen Parfummanufaktur. Seine Ur-Großmutter hat er leider nicht mehr kennengelernt, dafür hatte er eine sehr enge Bindung zu seinem Großvater, den er sehr verehrte. Schon als kleiner Junge entwickelte er eine Leidenschaft für die Welt der Düfte. Mit seinem spektakulären Gespür für Stimmungen und Emotionen, ist er geradezu prädestiniert gewesen, seine endgültige Berufung in der Kreation außergewöhnlicher Düfte zu finden. Es hätte allerdings auch anders kommen und Romano ein Formel-1-Rennfahrer werden können. Die Kombination aus schwindelerregender Geschwindigkeit und glühenden Asphalt, ist seine zweite Leidenschaft, der er als junger Mann frönte (er feierte sogar erste Erfolge in der Formel 3 - wer jetzt denkt, er sei ein Draufgänger, der vor nichts Angst hat, weit gefehlt, denn der Gute leidet unter Höhenangst). Doch als Spross dieser legendären Dynastie forderten die Gene schließlich ihr Recht ein und er widmete sich der Parfumerie (den Traum von schnellen Autos hat er aber nicht aufgegeben und fährt heute immer noch Rennen, allerdings nur noch zum persönlichen Amüsement).
 
Allerdings ist Juliette Has A Gun eine Emanzipation von der großen Familientradition. Sein Großvater hatte ein weitaus unschuldigeres Frauenbild, als Juliette Has A Gun proklamiert, verrät Romano (was sicherlich den jeweiligen Zeiten geschuldet ist). Inspiriert von Shakespeares weltberühmter Liebestragödie, erschuf er Juliette. Die romantische Heldin seiner Duftlinie ist souverän und selbstbewusst und zugleich schwärmerisch bis hinab zum Grund ihres sehnenden Herzens, das auf der Suche nach Romeo und der wahren Liebe ist. Sie ist eine elegante Erscheinung, energiegeladen, charismatisch, unbeschwert und amüsant, verführerisch und natürlich, die Stil und Klasse ausstrahlt. Eine junge Frau ihrer Zeit von scharfer Intelligenz und sinnlicher Schönheit, vereint mit rebellischer Positur, die eine Spur im Leben aller hinterlässt, deren Weg sie kreuzt. Ergriffen im fiebrigen Rausch der Sinne, erwägt sie die Möglichkeit neuer Horizonte und genießt voller Leidenschaft das Schauspiel ihres Schicksals. Denn ihr Leben ist unkonventionell und unvorhersehbar. Ein Widerspruch? Keineswegs! Es ist die Balance zwischen Romantik und dem Wunsch nach Unabhängigkeit und die Verknüpfung von Moderne und Tradition, die Juliette auszeichnet. Ein neues Frauenbild, von dem Romano mit seinen Düften erzählt. Er liebt die Extreme, wenn das Dezente auf das Zerbrechliche trifft genauso wie das Verrückte, Glamouröse, Maskuline oder Wilde auf vornehme Zurückhaltung. Er würde nichts kreieren, von dem er nicht selbst inspiriert wäre. Denn über Düfte artikuliert er, das was er fühlt und was ihn umtreibt. So wird Poesie, Malerei mit Einfallsreichtum und einer Prise Humor (manchmal sogar Provokation, wir denken nur an die Pelz-Werbekampagne zu Mad Madame) stilvoll miteinander verwoben, um zeitgemäß definierte Düfte mit einer Rock&Eleganz-Attitüde zu erschaffen.
 
Romano Ricci ist auch Mitbegründer vom Beauty Concept Store "Nose" im Herzen von Paris
 
Eine kurzer Sprühstoß verwandelt die Luft in eine schimmernde Mélange aus scheinbar flüssigem Kupfer. Obacht! Eine Falle, die meine Sinne anspricht, um sie anschließend durcheinander zu bringen. Bereits beim ersten Spritzer versprüht Metal Chypré eine sinnliche Aura, der ich mich einfach nur hingeben muss und die meine Neugier entfacht. Den aromatischen Auftakt bildet dabei die in meiner Nase furios prickelnde milde und eisige Würze von rosa Pfefferbeeren, die von der unzähmbaren Frische knackiger Bergamotte geküsst wird. Dabei entsteht eine dezente grün-fruchtige Mischung. Diese köstliche herbe Fruchtigkeit fungiert definitiv als Lockstoff, schmiegt sich an die Würze und nimmt etwas ihrer harschen Stärke. Diese Dynamik wird immer wieder durch die leichte Würze der rosa Pfefferbeeren kunstvoll gebrochen. Sie verleihen dem Duft einen verlockenden und provokativen Charakter und einen temperamentvollen Akzent. Die beiden Ingredienzien ergänzen sich perfekt und kitzeln aus dem anderen jeweils das Feinste heraus. So wirkt die feinfruchtige Süße mit der Schärfe garniert, vollmundig, satt und reif. Für einen glanzvoll-belebenden Effekt, wie Champagner zum Frühstück.

Das Grün des Prologs wirkt frisch und kühlend, fast ein wenig metallisch (der alchemistische Zauber scheint sich sacht zu entfalten) und ich erkenne bereits zu Beginn, wie Ambroxan hindurchschimmert. Diese Ingredienz spielt die Hauptrolle in vielen Düften von Romano Ricci und unterstreicht hier insbesondere die aromatische Natürlichkeit und ist gleichzeitig ein Kontrast zu der ledrigen Amberkomposition. In dem sich nun offenbarenden metallisch reflektierenden Herz wird natürliches Cistus Labdanum, das in vielen klassischen Chypre-Düften die Holznoten akzentuiert, durch intensives bernsteinfarbenes Amber Extrême (einem einzigartigen Molekül von IFF) ersetzt. Diese strenge und (messer)scharf-würzige Ambernuance ist mit einem sehr trockenen und erdig-holzigen Unterton und einer mineralischen Note versehen. Das verleiht der Kreation voluminösen Facettenreichtum und Modernität und lenkt meinen Blick auf animalische, zart-würzige und gleichzeitig so luxuriöse und sinnlich-weiche Leder-Akkorde, die kühle Distanz verströmen und für die architektonische Struktur verantwortlich sind. Beginnend mit einer subtilen Ledernote, werden dem Duft balsamische Charakterzüge verliehen, die ihn mit einer herben Opulenz von geschmeidigem und sinnlichem Wildleder rauchig, samtig und anschmiegsam erscheinen lassen. Jeder Tropfen ein Beben auf meiner Haut.
 

Diese minimalistischen Nuancen von feinstem Leder kommen langsam, aber immer deutlicher zum Vorschein und lassen eine Anmutung von seltsam trocken-warm und zugleich kühl entstehen – glatt und geschmeidig einerseits, tiefgründig und hocherotisch anderseits. Diese würzigen Akkorde treffen auf schüchterne, blumige Sequenzen der Iris (deren schlichte Raffinesse mich immer begeistert und auch hier werde ich von ihrem Auftritt nicht enttäuscht). Hier besonders superb - ihr unverwechselbarer staubig-trockener, aber betörender Blumenduft so herrlich dunkel und würzig. Er gibt eine unmerkliche Süße ab und verleiht dem Dufterlebnis Tiefe, während die Seidigkeit der Iris, kühl und kühn die außergewöhnliche Komposition mit eben jener charakteristischen metallischen Nuance veredelt. Durch diese leicht metallische Note wirkt der Duft funkelnd, trotz der holzigen Schwere, die Amber Extrême innewohnt. Die lasziv auf dem finsteren Grund von Patchouli tanzende cremige Iris mildert die vorherrschende Amber Extrême Strenge. Zudem lässt der rauchige Veilchenduft der Florentiner Iris einen leichten Hauch floraler Transparenz in die Komposition einfließen (das ist ein sanfter Hauch, der nicht durchdringend oder vordergründig, aber dennoch präsent ist - übrigens ergänzt der erdig-grün-blumige Duft der Iris perfekt den rauchigen Zedernholz-Patchouli-Moschus-Fond). Die Vereinigung dieser beiden gegensätzlichen Protagonisten - Amber Extrême und Iris - die sich in ihrer minutiös ausgeloteten olfaktorischen Orchestration kunstvoll ergänzen - reproduziert den elektrischen Biss des Kupfers eindrucksvoll. So entwickelt sich ein starker Duft voller Gegensätze. Diese Vielzahl an Aspekten kann nur von einem Meister trefflich geformt werden und dies ist ohne Frage auch gelungen. Der ständige Wechsel von Heiß und Kalt lässt meine Sinne verrückt spielen. Anstelle eines erwartbaren traditionellen Chypre-Dufts, entfaltet sich Riccis Interpretation in dieser überbordenden Amber-Iris-Pracht, die meine Sinne überwältigt und Gewöhnliches in Außergewöhnliches verwandelt. Dieser pikante, glühende Kern wirkt wie ein Aphrodisiakum - absolut unwiderstehlich. Ein Parfum, in dem ich mich verliere, in dem ich versinken möchte.

Das Außergewöhnliche an dieser Komposition, Romano Ricci hat Amber Extrême und Ambroxan nicht in ihrer klassischen Form benutzt, um andere Duftnoten zu unterstützen. Stattdessen verstärkt er mit anderen Ingredienzien den ätherischen Charakter dieser Moleküle. Signor Ricci ist (fast) ein wenig besessen von dem Wunsch in (fast) all seinen Kompositionen Amber und Ambroxan zu verwenden. Er hat viel Zeit damit verbracht ihre Vielseitigkeiten zu erforschen. Diese Erfahrungen lässt er auch in Metal Chypré einfließen und verwendet sie, um einen strengen Effekt einer undefinierbaren Holzigkeit und Kühle zu erzeugen, die den Focus diskret auf die verbleibenden Ingredienzien lenken. Der Duft bekommt dadurch diese bereits angesprochene futuristische Note und versprüht eine atemberaubende Leuchtkraft. Selbst an sonnigen Bilderbuchsommertagen, trägt sich diese Komposition aufgrund ihrer Kühle fabelhaft gut (aber auch für laue Sommernächte inkl. märchenhafter Sternstunden sehr zu empfehlen). Je nach Tragedauer, entfalten sich unterschiedliche Aromen in unvorhersehbarer Weise - würzige Akkorde aus Amber Extrême und Ambroxan lösen sich mit herben Komponenten von Patchouli und zartem Moschus ab und erschaffen ein ausbalanciertes, langanhaltendes Kaleidoskop der Duftimpressionen (die, wie ich meine, Damen wie Herren gleichermaßen schmeicheln).
 


Während der Duft langsam trockner wird, vernehme ich aus dem Hintergrund die rauchig-grüne, moosig-holzige Patchouli-Essenz herb und zugleich balsamisch, wie sie entwaffnender und reifer kaum sein könnte. Eine leichte (moschus-wohlige) Pudrigkeit trifft parallel auf wiederhallende subtile fruchtige Anklänge aus der Kopfnote. Das ist wie eine sprudelnde Fontäne der Erfrischung. Der Moschus verhindert, dass ich im Grün versinke und sorgt für exzellentes, nahtloses Ineinanderfließen der einzelnen Noten, ohne holprige Übergänge. Dies ist eine einzigartige Zusammensetzung von frischen Komponenten mit animalischen und moosig-holzigen Akzenten, die (meiner Meinung nach) eine neue (meisterhafte) Ära der Chypre-Düfte einläuten.

Der Mann, der seit Kindertagen stets einen Fedora-Hut trägt und sich selbst als sensibel und von ästhetischen Dingen angezogen beschreibt, beeindruckt mich mit einer grandiosen Ausdrucksvielfalt der Ingredienzien – nahezu lyrisch grundiert, sehr tiefgründig, reichhaltig und farbenreich differenziert. Jede Duftphrase ist bei ihm perfekt auf Gefühl und Stimmung hin durchgestaltet. Höhen werden fulminant abgetönt und fließen über in ein zauberisches Pianissimo. Metal Chypré verströmt einen freien, unbekümmerten Charme und zeitlose Eleganz, eingefangen in einer innovativen Duft-Architektur.

Die Dominanz der balsamischen Harze und Hölzer, auf der einen Seite und die feinherbe Fruchtsüße-Würze-Mélange auf der anderen versetzt mein Näschen in höchstes Entzücken. Dadurch wirkt der Duft strahlend, funkelnd, flirrend, als sei er in ständiger Bewegung. Auch nach mehrmaligem Tragen bin ich neugierig auf den Duftverlauf und seine Höhen und Tiefen. Das Finale, virtuos untermalt von reichhaltig formulierten und komplex verwobenen Basisnoten, ist mit das Schönste, das ich in letzter Zeit bei neuen Düften erleben konnte. Es führt den roten Faden fort, der eben ohne süße Noten auskommt und doch Eleganz vermittelt. Vollendet wird Metal Chypré schließlich mit der Kraft von Ambroxan, das für natürliches Eichenmoos steht und sich gemeinsam mit Edelhölzern und einem großzügigen Schuss Tonkabohne-Absolue einen sinnlichen Flirt hingibt und langanhaltend auf meiner Haut wahrnehmbar bleibt. Ambroxan erweist sich als transparente Duftnote, der im Gegensatz zu Amber Extrême die trockene Holzigkeit fehlt. Dafür kann ich wundervolle balsamische Noten wahrnehmen. Nach und nach kommen aromatisch-würzige Holztöne hinzu (vermutlich Zedernholz) und werden mit bittersüßen Tonkabohne-Absolue sublimiert (durch diese Beigabe bekommt der Duft eine gewisse Sinnlichkeit, denn die waldige Frische von Patchouli und der würzig-warme Duft der Tonkabohne lassen ein unvergleichlich explosives Duett entstehen). Zusammen mit dem wiederhallenden Patchouli bildet sich ein subtil-bitterer Schleier, der dem klassischen und charakteristischen Eichenmoos-Fond Tribut zollt. Dieser holzige Charakter erinnert an einen mystisch anmutenden Spaziergang im Wald. Mystik und Leichtigkeit stehen hier ganz bewusst nebeneinander, brauchen sogar einander für ihr symbiotisches Aromenspiel, in dem sie einander immer wieder in Balance und Harmonie zurückbringen. In diesem üppig blühenden Spiel leuchten die Ingredienzien taghell und alles ist in ein Fluidum von purer Schönheit getaucht. Das ist eine nahezu hypnotisierende Mischung, die mich immer wieder anzieht, um die einzigartig überzeugende Abstraktion tief in der Basis des Dufts, diese Verbindung von Ausgewogenheit und Ausdruckskraft, zu erleben. Dieses Intermezzo wirkt subversiv und weckt die Neugier aller, die sich mir nähern und mehr davon erschnuppern wollen, weil sie diesem olfaktorischen Rausch nicht widerstehen können.

Im Kern ist Metal Chypré immer noch eng mit dem naturnahen Chypre verwandt. Ich spüre zwar ganz deutlich die Zusammenhänge und die gegenseitigen Bezüge. Doch mit detailverliebter, frischer Herangehensweise, die in einer ungebändigten Variationsfreude des Chypre-Themas gipfelt, hat Romano Ricci einen luziden Duft daraus erschaffen, auf beeindruckende Weise kühl und einhüllend warm zugleich. Ich habe keinesfalls das Gefühl, dass der Duft allein die Summe seiner historischen Bezüge ist, ganz im Gegenteil, es ist ein Duft seiner Zeit - ein moderner, pulsierender Duft, durchdringend und hemmungslos. Er verleiht mir einen Glanz, den kein Schmuck und keine Makeup zaubern könnte. Metal Chypré stellt eine alchemistisch-olfaktorische Verneigung der Meisterklasse vor der Gattung der Chypre-Düfte dar, aber mit einem verschmitzen Lächeln, das Coolness, Sinnlichkeit und Lebensfreude ausstrahlt.

Ist das nun der Duft vom kühlen und glänzenden Kupfer? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht wirklich, da ich diesen Geruch nie bewusst wahrgenommen habe. Falls ihr es wisst, lasst es mich gerne wissen. In jeden Fall ist Metal Chypré elektrisierend wie ein Funkenregen, der die Dunkelheit erhellt und Farben explodieren lässt. Ich bin fasziniert!

Ich zieh' den Hut oder soll ich ihn in Romano-Ricci-Manier doch lieber auflassen?

Fotos © Juliette Has A Gun, Nose.fr

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