Carner Barcelona Costarela

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Geht es euch manchmal auch so wie mir? Meine Familie ist für mich das, was wirklich im Leben zählt und wichtig ist. Ich nehme mir oft vor, dass wir mehr Zeit gemeinsam verbringen und schaffe es im stressigen Alltag dann leider doch nicht. Deswegen liebe ich gemeinsame Urlaube – abgesehen davon, dass ich es grandios finde auf Reisen zu sein und neue Orte und Länder kennenzulernen – idealerweise Orte und Länder, die an einer Küste liegen – genieße ich die Zeit, die ich mit meinen Lieben verbringen kann und freue mich über Erinnerungen, die daraus geboren werden. Zusammen mit meinen Eltern machte ich mich diesmal auf die Costa Brava zu entdecken – von ihrer Schokoladenseite – fernab von Hotelburgen und Pauschaltouristen, die eisern ihre Sonnenliegen verteidigen. Unsere Reise begann am östlichsten Zipfel der iberischen Halbinsel – am Cap de Creus – wo die Ausläufer der Pyrenäen ins sanft gewellte Mittelmeer zu bröckeln scheinen und der von dem Tramuntana Gebirge wehende Wind an der Küste bizarre Felsformationen geformt hat (irgendwo soll ein Felsen aus dem Meer ragen, der wie ein in Stein gemeißelter Delfin aussieht – leider habe ich ihn nicht entdeckt). Schnell wurde mir klar, warum der katalanische Schriftsteller Ferran Agulló der Region das Attribut „wilde Küste“ verliehen hat. Nicht selten wird der Weg über schwindelerregende Steilklippen aus Schiefer und Granit zur Kletterpartie, führt an zerklüfteten Ufern, Eukalyptuswäldern, Weinbergen und sogar an düster bewaldeten Steilhängen vorbei. Das ist ein Paradies zum Wandern mit beinahe unwirklichen Landschaften, wie auf dem Mond, die hinauf zum imposant gelegenen Kloster Sant Pere de Rodes über der Bucht von El Port de la Selva führen (allein der Weg hinauf ist schon ein unglaubliches Abenteuer für sich mit einer serpentinenartig geschlängelten engen Straße durch die Berge, als Belohung erwartete uns dann aber auch ein faszinierender Ausblick über den Empordà). An diesen langen Gebirgsketten, die parallel zum Meer verlaufen, stemmen sich Klippen gegen peitschende Winde, brechen sich Wellen an enormen Felsen, klammern sich Pinien an nacktes Gestein. Doch plötzlich – ohne einen Flügelschlag – gleiten Möwen lautlos vorbei, der Himmel reißt auf und wir können durch saftig-grüne Lichtungen sehen, wie ein silberner Sonnenstrahl aufs Meer schießt und es in vielen verschiedenen Blautönen changieren lässt. Überraschend öffnen sich, wie aus dem Nichts, die Felsen für idyllische Strandbuchten und wir haben uns in menschenleeren und wunderschönen Landschaften wiedergefunden.
 

Aus der Ferne leuchten die weiß getünchten Häuser des Fischerdörfchens Cadaqués mit roten Dächern und lilafarbenen Bougainvilleas geschmückten Gassen. So wie sich die Häuser an die Felsküste schmiegen, wirkte es auf mich, als würden sie über dem Meer schweben. Alles ist sehr klein, wirklich sehr klein, dafür unglaublich schön. Hier läuten die Glocken, der über dem Ort thronenden Kirche Santa Maria, noch die Stunden ein (diese äußerlich schlichte gotische Kirche besitzt einen der bedeutendsten barocken Altare Kataloniens). Cadaqués hat sich sein originales mediterranes Flair bewahrt, aus Zeiten, als die Bewohner sich noch gegen Piraten zur Wehr setzen mussten, so konnten wir Kunst, Kultur, feine Musik und gutes Essen ganz ursprünglich genießen. Gleich nebenan in der Nachbarbucht liegt Portlligat. Heute noch fahren hier, wie schon vor hundert Jahren, Fischer mit ihren kleinen Booten jeden Morgen hinaus auf das Meer. Ich hielt Ausschau nach dem berühmtesten Bewohner – Salvador Dalí – leider vergeblich. Vor der macchiagrünen Bergkette lebte, liebte und malte der Surrealist mit dem charakteristisch unverkennbaren gezwirbelten Bart einst seine Traumlandschaften und unzähligen Bilder seiner großen Liebe und Muse – Gala. Sein damaliges Wohnhaus ist, wie hätte es anders sein können, mittlerweile ein Museum – allerdings wie aus einer anderen Dimension voller Illusionen und Symbole, die sich durch ein Labyrinth aus vielen kleinen, ineinander verschachtelten Zimmer(che)n ziehen und in den fließenden Formen und üppigen Farben gestaltet sind, die Dalí so berühmt gemacht haben. Erzählungen zufolge, ließ sich Dalí mit seiner Frau hier im östlichsten Teil Spaniens nieder, weil er als erster Bewohner des Landes, die Sonne aufgehen sehen wollte. Ist das nicht eine romantische Vorstellung?

Die schönsten, geschwungenen und größtenteils völlig naturbelassenen Buchten mit einem beeindruckenden Panorama auf das in hellem Türkis schimmernde Meer und einen mir unendlich vorkommenden langen Streifen aus goldgelbem Sand, erwarteten uns rund um die pittoresken Ortschaften L’Estartit und Calella de Palafrugell (als zusätzliches Highlight schlummert hier gut versteckt ein märchenhafter Botanischer Garten – Jardí Botànic de Caixa Girona – in dessen Herzen ein neoromanisches Schloss in schönster Hanglage zum Meer liegt). Die Sonne brannte jeden Tag heiß, was unweigerlich dazu führte, dass wir nichts anderes wollten, als in den umliegenden Buchten Sa Riera, Aiguafreda und Aiguablava (der Name „blaues Wasser“ ist hier übrigens Programm - nirgendwo anders an der Costa Brava habe ich ein so herrlich blaues und kristallklares Meer gesehen, wie an dieser schönen Bucht) mit einem guten Buch und Gedankenkettenkarussellgesprächen faul im feinen Sand gebettet herumzuliegen (wer will kann sich natürlich auch dynamisch-sportlich im kühlen Nass auspowern). Diese unberührten Meereslandschaften haben mich auch dazu verführt die Unterwasserwelt bunter Edelkorallen (aufgrund der Strömungen oft wunderschön aufgefächert) und Meerestiere beim Tauchen und Schnorcheln zu erkunden. Es war einfach nur toll, sich treiben zu lassen und in diese Welt einzutauchen, die einem sonst verborgen bleibt. Wer den Kopf lieber über Wasser behält, kann die Küstenlinie ganz gemütlich mit einem Segelboot erkunden (wie es meine Eltern taten) oder sich (wie ich) im Stand-up-Paddeln versuchen (die Betonung liegt bei mir natürlich wieder nur auf "versuchen").

Costarela ...mhhh ...ist dies nicht eine großartige Wortschöpfung (ihr müsst den Namen laut aussprechen... fühlt ihr wie er geradezu über die Zunge rollt?)?! Der Duft begleitete mich während meines Urlaubs jeden Tag an den Strand. Denn er vereint bewundernswert alle Impressionen, die ich an einem frühen Sommermorgen an der Küste schätze... rauschendes Meer... feinen Sand... salzige Meeresluft. Sara Carner wollte einen Duft erschaffen, der dieses einzigartige Gefühl der Freiheit tief in uns intensiviert, welches wir verspüren, wann immer wir die Unendlichkeit des offenen Meeres bewundern. Mission accomplished! Wie die Costa Brava (die sich, wie ich finde, sehr charmant im Namen wiederfindet), verströmt auch der Duft ein Flair von entspannter, lässiger Exotik souverän inszeniert mit aromatisch-nautischen und energetisierenden Sonne-auf-gebräunter-Haut-Nuancen. Costarela atmet spanisches Dolce Vita, faucht und flüstert, surft samtig mal auf melancholischen Reminiszenzen, dann wieder wunderbar federleicht phrasierend, voller Leichtigkeit und ohne ambitionierte Anstrengung. Hinter scheinbarer Schlichtheit präsentiert sich ein komplexes Gesamtkunstwerk, das sich Kategorien entzieht und abermals das Haus Carner Barcelona in seiner Einzigartigkeit beleuchtet. Durch die neue Kreation von Parfumeurin Shyamala Maisondieu (die bereits den sagenhaften Palo Santo für Carner Barcelona kreierte und an Velvet Orchid für Tom Ford mitgearbeitet hat), stellt Sara Carner eine sehr eigene Interpretation eines Sommerdufts unter Beweis, die künstlerische Feinfühligkeit mit kunsthandwerklichem Können verbindet, um mit makelloser Perfektion das Wesen der Rohstoffe gebührend hervorzuheben und die Realität des Dufts in ein unmittelbares Sommer-Gefühlserlebnis zu verwandeln.

Als ich während meines Urlaubs früh morgens nach dem Duschen Costarela aufsprühte, weckte die revitalisierende Kraft des emporsteigenden Dufts sofort meine Sinne. Ich finde die vibrierende Verbindung aus reinen, herben Tropfen der Bergamotte, deren lebhafte Spritzigkeit und prickelnde Frische über bittersüße Safranfäden fließt, ausgezeichnet. Die Hauptrolle spielt natürlich die Bergamotte. Sie steht sinnbildlich für den Sommer und gibt dem Duft sein sonnengereiftes Aroma, mal bloß als flüchtige Andeutung, dann fruchtig-saftig und schließlich mit all ihrer zitrischen Vielfalt, der kraftvollen Energie ihrer Schale und der grünen Frische ihres ätherischen Öls. Aber dies ist keine gewöhnliche Bergamotte-Kopfnote. Die Bergamotte wird oft kühl interpretiert. In Costarela ist die Bergamotte hingegen sehr aromatisch, um nicht zu sagen pikant und zusätzlich mit herben Duft-Akzenten weiterer Zitrusschalen dekoriert. Zudem weist der Duft gleich zu Beginn eine erhöhte Temperatur auf. Der tiefrot-glänzende Safran sorgt sicherlich für diese Wärme, aber nicht nur, er harmoniert auch wundervoll mit den zitrischen Akzenten und verleiht den ersten Momenten eine wohlproportionierte Würze. Mich begeistert, wie hervorragend diese grüne Würze herausgearbeitet wurde. Damit wird die Lebendigkeit eines Morgens an der Mittelmeerküste mit den goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne und einer lauen Brise hinreißend schön interpretiert.

Das Herz erstrahlt hingegen finessenreich arrangiert in den allerschönsten Blauschattierungen und hat einen starken wässrigen Kern, der Klarheit, frische Leichtigkeit und Kühle transportiert und zudem auch einen luftig-ozonigen Touch vermittelt. Hier prallen Substanzen aufeinander. Auf Salzkristalle folgen Sandkörner. Alles duftet nach Strand und sonniger Wärme und natürlich nach viel, ganz viel Meerwasser. Weit entfernt davon, einfach nur salzig duftende Moleküle aneinanderzureihen, zelebriert Costarela im Herzen die Weite entlang des Küstenstreifens, die ungezähmte Wildnis der Landschaften, die die Küste einrahmen und ganz besonders natürlich das Meer in all seinen Bewegungen und die am Himmel brennende Sonne. Das Blau des Wassers und des Himmels fließen ineinander, werden Eins. Die ganze Komplexität des Herzens entfaltet sich in dieser einzigartigen Duftspur aus sanft verlockenden mediterranen und maritimen Noten, die von einem leicht salzigen Extrakt und einem warmen Sandakkord flankiert werden. Dabei entsteht ein verblüffender Effekt, der übersprudelnde Frische und umhüllende Wärme zugleich evoziert. Hier vereinen sich sommerliche Hitze und spannenderweise lindernde Kühle in nur einer Duft-Nuance. Ich bekomme einfach nicht genug von dieser hocharomatischen Meeresbrise. Es ist jenes befreiende Gefühl, wenn wir am Strand stehen, die Augen schließen, die nassen Haare kleben noch vom letzten erfrischenden Sprung in die Wellen auf den Schultern, wir spüren die wärmende Sonne auf der Haut und atmen ganz tief ein, so dass wir das Salz in der Luft förmlich schmecken können, das hier olfaktorisch nachempfunden und bewundernswert-schön konserviert wurde. Das Herz gleicht einem Kaleidoskop, das in jedem Moment eine andere Facette preisgibt, lebendig, immer in Bewegung, wie die Wellen des Meeres. Diese würzige Frische verbunden mit Salz als luftiges Element – feucht, kühl und mineralisch, eben salzig – welches über der gesamten Duftkomposition schwebt, hat Shyamala Maisondieu sehr detailgetreu und sensationell stilvoll umgesetzt. Auch nach dem Urlaub genügt zu Hause ein Sprühstoß und ich kann die Wellen fast noch spüren und den Sand noch riechen.

Mit der Zeit entwickelt sich die wunderbar leichte und frische Kreation zu einem komplexen Duft. Sehr langsam ergießen sich die maritimen Noten und der Sandakkord in die Umarmung von sanften, trockenen, zarten und samtigen Ambroxan, das ohne jeden Zweifel die Portion Sonnenwärme in Costarela allegorisiert und ein leichtes, sonniges Gefühl voller Wärme verleiht. Wenn diese Wärme die trockene Hitze der Holztöne nun entflammt, entzündet sich die Komposition beim Kontakt mit den balsamischen Noten (und die Luft ist plötzlich durchdrungen von einem Duft von Hölzern, die vielleicht vom anderen Ende der Welt ans Ufer gespült wurden und im Laufe der Zeit von den gleißenden Strahlen der Sonne getrocknet und ausgeblichen worden sind und nun ihre stürmischen, holzigen Vibrationen einer einzigartig erdigen, ausgesprochen aromatischen und leicht salzigen Frische am Strand ausbreiten). Dabei blitzen delikate, helle Baumwollassoziationen und minimalste süße Vanillenuancen auf – alles sehr leicht und angenehm. Erst zaghaft offenbart Ambroxan seine unendlich tiefe und geheimnisvolle Faszination, um dann sehr entschlossen der maritimen Duftfrische, mit seiner Wärme und seinem einzigartigen und unnachahmlichen, holzigen und nach Moschus duftenden Appeal, etwas entgegenzusetzen. Damit bringt Ambroxan eine runde, intime Nuance ins Spiel, eine umhüllende Sinnlichkeit, die diesen Duft wunderbar erdet. Ein Eindruck, den der Akkord aus würzigen Zedernholz und ambrierten Noten (die den trockenen und nahezu mineralischen Aspekte des Duftes ausbalancieren) perfekt ergänzt und sogar noch etwas steigert.

Mit Costarela erweitert Carner Barcelona seine olfaktive Ausdrucksform, die bisher einen sehr starken holzigen Charakter voll natürlichem Raffinement trug, um einen leichten und frischen Duft, der ein reines Vergnügen großzügig, bildhaft und unmittelbar zum Ausdruck bringt. Nichtsdestotrotz bleibt das Haus seiner Philosophie treu und kreierte keinen Sommerduft nach altbekannten Mutern. Der Duft lässt sich für mich nur schwer einer Gattung zuordnen. Denn dieses verlockende Etwas ist weder cologne-artig, noch ein bloßer Meeresduft aber auch kein typischer Sommer-Strand-Sonnencreme-Duft, sondern etwas vollkommen Neues, ein Hybrid-Duft, eine überraschende Mischung, eine Art mariner Ambraduft von solaren Akkorden erhellt. Was mich besonders fasziniert, ist die exzellente Idee, nicht lediglich einen Meeresduft zu interpretieren, das tun viele, sondern auch das Ambiente am Strand und das herrliche Gefühl, wenn die Sonne die Haut wärmt, olfaktorisch zu porträtieren.
 
Für mich ist dies der perfekte Sommertag im Flakon – strahlende Sonne, satte Farben, warmer Sand, traumhaftes Meer, ein Salz-auf-der-Haut-Gefühl nach einem Bad in den Wellen und ein verborgenes Meeresrauschen im olfaktorischen Hintergrund. Diese Mischung wirkt super erfrischend da sie weder süßlich noch cremig ist und somit perfekt für heiße Tage - besonders sexy natürlich auf nackter Haut. Dabei wird schnell das Gespür von Carner Barcelona für feinste Nuancen und edelste Essenzen und deren (zum Teil) avantgardistische Zusammensetzung deutlich, die (fast nur) Nischenmarken entwickeln, weil sie den Mut haben große Klassiker mit der Spontaneität des Augenblicks zu verbinden, um aus Kreativität, Überraschung und inspiriert von den gegensätzlichen Elementen der überbordenden Natur eine unerwartete, unbekannte und unkonventionelle neue Duftwelt zu erschaffen, die unseren Sinnen trotzdem vertraut ist.

Machen wir uns aber nichts vor. Jeder Urlaub geht viel zu schnell vorbei. Doch das Schönste, das wir außer Erholung aus dem Urlaub mitbringen können, sind einzigartige Erlebnisse und Erinnerungen. Am besten so viele, dass wir am Ende des Urlaubs die Koffer nicht mehr zu bekommen. Es gibt zwei Parfums, die es geschafft haben, den süßen Duft der Costa Brava für mich zu konservieren, weil sie den Hochsommer von seiner schönsten Seite zelebrieren. Costarela ist mein Duft für die erste Tageshälfte. Der Duft für die zweite Tageshälfte folgt...
Foto Nr. 1 © Carner Barcelona

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