M. Micallef AKOWA


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Einst habe ich den Satz gelesen: „Das Leben ist ein Schatz und die Kunst besteht darin den Mut zu haben ihn zu entdecken“. Mir scheint es, Martine Micallef und ihr Gatte Geoffrey Nejman besitzen diesen edlen Löwenmut, der sie verpflichtet Neues zu entdecken und Ideen und Visionen umzusetzen. Aus dieser Atmosphäre von Schaffenskraft und Wagemut heraus, haben sie vor 20 Jahren in der Nähe der Côte d’Azur, einer der schönsten und wildromantischsten Regionen Frankreichs, ihren Traum von einer eigenen luxuriösen Parfummanufaktur aus der Taufe gehoben. Seitdem kreieren sie in der Welthauptstadt des Parfums – in Grasse – unvergleichlich anmutige und originelle Parfums von nuancenreicher Opulenz und tiefgründigem Eigenleben (selten werden Parfums heute noch so großzügig komponiert). Bei der Kreation ihrer wahrhaft olfaktorischen Schmuckstücke, legt das Paar großen Wert auf Authentizität und Leidenschaft, umhüllt von einem Hauch Luxuriösität. Die Begeisterung von einst für erlesene Essenzen aus reinsten ätherischen Ölen und hochwertigsten Ingredienzien, die sie in kunstvolle und unikate Flakons bannen, glüht unverändert in ihren Herzen. Diese Philosophie, gepaart mit dem Enthusiasmus für das Entdecken neuer Orte und das Erkunden fremder Kulturen, macht das unverwechselbare und feinsinnige Naturell von M. Micallef Parfums aus.

Das Ehepaar bereist die Welt immer ihrer Gabe folgend neue und einzigartige Ingredienzien für die Haute Parfumerie aufzuspüren und in ihren Düften zu konservieren und weiterzugeben. Vor zwei Jahren führt sie der Weg an die westliche Atlantikküste Zentralafrikas in das bisweilen wenig erforschte Land Gabun.
 





Auf dieser Reise wollte Martine Micallef das Land von unglaublichen Naturschönheiten in seiner ursprünglichsten Form erleben – fernab vom touristischen Sightseeing. Zusammen mit einem Einheimischen machte sich das Ehepaar im Jeep auf um einen Tag im afrikanischen Busch zu erleben. Entdeckungsfreudig und mit strahlenden Augen durchstreiften sie das Land und lernten seine unendliche Schönheit kennen. Der Weg auf fast unbefahrbaren und staubigen Straßen, die Giraffen als Trampelpfade nutzten, und durch spärlich besiedelte Gegenden, führte sie vorbei an dichten, saftig grünen, tropischen Regenwäldern, an deren Seitenstreifen kleine Antilopen seelenruhig grasten, entlang von Palmen gesäumten Buchten, Lagunen, nur stellenweise von Savanne unterbrochen, und Flussmündungen, in denen Flusspferde badeten und Krokodile gelangweilt ihre Runden drehten. Von dieser privaten Safari werden Martine und Geoffrey allerdings nicht nur das Stillleben der beeindruckenden Flora in Erinnerung behalten, sondern vielmehr einen Vertreter der Fauna – nämlich einen Löwen, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte, ihren Weg kreuzte und sie beinahe zum Lunch verspeist hätte. In diesem Moment beginnt die Geschichte von AKOWA – dem neuen Herrenduft des Hauses M. Micallef.

Sicher und gesund, jedoch bis ins Mark erschrocken, erreichten Martine und Geoffrey zusammen mit ihrem Fremdenführer das Dorf der Akowa – eines Kriegerstammes, der zurückgezogen in den tropischen Regenwäldern von Gabun lebt. Obwohl die sympathischen Franzosen die fremde Sprache des Pygmäenvolkes nicht verstanden, fühlten sie sich dort sofort wohl und geboren – sie kommunizierten mit Blicken, Gesten und der Körpersprache und waren beeindruckt von der Schönheit dieses einfachen Lebens. Diese Menschen leben von dem, was ihnen die Natur schenkt (so haben wir bzw. unsere Vorfahren auch einst gelebt) und sind vollkommen glücklich, weil sie einander haben. Vielleicht sollten wir dann und wann einen Moment innehalten und über die einfachen Dinge des Lebens nachdenken, die so wertvoll sind, die wir größtenteils aber leider aus den Augen verloren haben. Wir leben in einer Konsumgesellschaft, die sich selbst antreibt immer schneller vorwärts zu kommen. Immer fehlt uns die Zeit, wir haben noch so viel zu tun und wissen doch nicht wo hin, wo lang, nur immer höher, schneller, weiter und doch kommen wir nie an und immer haben wir das Gefühl, dass irgendetwas fehlt. Vielleicht fehlt uns eben dieser Moment des reflektieren Innehaltens? Oft vergessen wir, je schneller wir vorwärts kommen, desto öfter verlieren wir unterwegs, das was wirklich wichtig ist und zählt – Momente mit unserer Familie, das kleine alltägliche Glück, Momente, die nie wieder kommen und für immer verloren sind.

Auch Martine und Geoffrey ist bewusst, dass sie Teil dieses Wettlaufs sind und auch sie träumen von Entschleunigung. Martine möchte endlich wieder ihrer Passion dem Malen nachgehen und Zeit mit der Familie verbringen. Könnt ihr euch vorstellen, was Geoffrey machen möchte? Der ehemalige Bankier braucht dazu nur ein Notebook, obwohl auch Stift und Papier ausreichen würden. Er möchte ein Buch über sein Leben schreiben (er hat sogar schon damit begonnen). Er hat Politiker und Staatsoberhäupter getroffen, später mir seiner großen Liebe den Globus bereist, viele außergewöhnliche Menschen kennergelernt. Darüber hat er viele interessante und spannende Anekdoten zu erzählen, gleichwohl auch zu ernsten und nachdenklichen Themen, wie der Flucht seiner jüdischen Vorfahren im zweiten Weltkrieg aus Polen. Wann er das Buch allerdings fertig schreiben wird, steht in den Sternen. Denn derzeit widmet er jede freie Minute seinen Parfums.
 
Martine Micallef und ihr Gatte Geoffrey Nejman


 
Aber zurück nach Afrika...

Während sich Martine von ihrer unerwarteten Begegnung mit dem König der Tiere erholte, war Geoffrey damit beschäftigt das muntere Treiben der Dorfbewohner zu beobachten. Dabei wurde seine Nase von dem Geruch einer Paste angezogen, die Frauen in einem kleinen Tongefäß aus Körnern, Bohnen und Oliven anrührten. Der Fremdenführer erklärte Geoffrey, dass diese aromatische Paste ein wichtiger Bestandteil der Traditionen des Stammes sei. Die Paste wird bei Zeremonien von Schamanen verwendet – in die Geheimnisse, zu welchen Zwecken sie verwendet wird, wurde Geoffrey allerdings nicht eingeweiht. Denn die geheimnisvollen Mysterien und Riten werden von dem Stamm, wie ein streng gehütetes Geheimnis bewahrt und nur an die Nachkommen weitergeben. Für Fremde ist dieses Wissen unzugänglich. Nur so viel konnte der charmante Beau den Dorfbewohnern entlocken: Mit der Paste werden Frischvermählte, vor dem Hochzeitsritual eingerieben. Die Paste soll ein starkes Aphrodisiakum sein und das Verlangen, ein Lebensgefühl voller Emotionen, Magie und Sinnlichkeit wecken. Bei Geoffrey hat es zumindest gewirkt. Nicht nur sein Verlangen nach der Pate, sondern auch seine Neugier und sein kreativer Geist wurden geweckt. Derart fasziniert von diesen olfaktorischen Genuss und dem inneren Drang, ihn zu erspüren, bat Geoffrey eine kleine Menge der Paste mitnehmen zu dürfen. Zuhause im Labor in Grasse, in seinem Refugium der Inspiration, machte er sich gemeinsam mit seinem Duftmeister Jean-Claude Astier mit Bravour an die große Herausforderung die unverkennbare und unvergleichliche Note dieser Essenz einzufangen.

Eine geheimnisvolle und exotische Zutat, die zuvor noch nie in einem Parfum verwenden wurde. Was glaubt ihr, was könnte es sein? Eine Bohne? Eine Pflanze? Oder wie oft zu lesen ist – eine getrocknete afrikanische Wurzel? Oder gar der Wurzelstock einer exotischen Blume? Die Marke M. Micallef hat diese geheime Zutat, welche die dunklen und mysteriösen Geheimnisse des Kriegerstammes in ihrer vollen Intensität verkörpert, zum ersten Mal als eine klitzekleine begleitende Nuancierung in Mon Parfum Gold verwendet. Nun spielt die Zutat X die Hauptrolle im Herzen des neuen Herrendufts. Geoffrey Nejman verrät, dass der neue Herrenduft aus einer gewollten Überdosis von 80% dieser mysteriösen Zutat besteht - einer faszinierenden und komplexen Duftnote von aromatisch-grünen und sinnlich-holzigen Nuancen, deren großzügiges olfaktorisches Spektrum an Originalität und Leuchtkraft durch die berauschende Akzentuierung mit Komponenten aus dem Kulinarik wie Kakao, Vanille und Feigenblättern gewinnt.

Als Tribut an die Schönheit des Unbekannten, die Tiefgründigkeit der uralten und traditionellen Kultur, haben sich Martine und ihr Ehemann dazu entschlossen den Duft nach dem afrikanischen Kriegerstamm zu benennen, bei dem sie die geheime Zutat X entdeckt haben.
 
Duftkomposition
Kopf • Bergamotte, Orangenblüte
Herz • Kakaobohnen, Feigenblätter
Fond • Patchouli, Vanille, Vétiver, Ambra und Moschus


 
AKOWA zum ersten Mal auf der Haut zu spüren ist, wie durch einen zarten Morgennebel zu schreiten – einem Nebel, der bereits von dem ersten, weichen Morgenlicht erstahlt ist, den die Sonne aber noch nicht aufgewärmt hat, die Arme auszubreiten und sich in den Nebelschwaden fallen und von der Kühle des Morgennebels ganz und gar einhüllen zu lassen – so kalt und schön, während feine, leichte Tautröpfchen auf die Haut perlen.

Dieses Sinneserlebnis von purer Brillanz symbolisiert ein sehr reduziertes und puristisches, jedoch sehr starkes und belebendes Duett aus (beinahe lederartiger) klarer, frischer, zuweilen etwas saurer Bergamotte und Orangenblüte. Dabei entsteht ein transparenter, zart-blumiger und süßer Eindruck (der mich an Blütenblätter, die sich im warmen Sommerwind wiegen erinnert). Wenn auch weniger süß, narkotisierend und floral-indolisch, als ich von der Orangenblüte erwartet hätte. Dafür hervorragend von der säuerlichen Bergamotte ausbalanciert - würzig-herb, mit einem erfrischenden, bisweilen grünen Charakter und mit einem wundervollen, aromatischen Akzent, der eben weniger an den fesselnden Duft von Orangenblüten, als mehr an die sonnige Reinheit frischer Pomeranzen erinnert (vielleicht auch an bittere Orangenmarmelade angelehnt). Diese Impression ist mit einer sehr intensiven grünen Blätternote untermalt und kreiert gleich zu Beginn einen überwältigenden (verglichen mit anderen Kopfnoten - sehr langanhaltenden) Eindruck von Frische und eine intensive und aufregende Sillage mit natürlicher Anmut und Individualität.

Plötzlich durchbricht die afrikanische Sonne die Wolken und jede dieser glanzvoll strahlenden Facetten wird von ihr gewärmt und der trockene und warme Wind trägt kraftvolle und markante Kräuteraromen mit sich, die sich mit saftig-grünen Feigenblättern und ihrem erdigen, klebrigen, grünen Duft vermählen. Vétiver (als Symbol für die afrikanische Pflanzenwelt, die der großen Hitze der Savanne trotzt und aus dem Boden sprießt) gesellt sich wenig später ebenfalls mit seinem aromatisch-grünen Aroma, seiner Wurzelfülle, seinen erfrischenden Zitronenfacetten, seinen erdigen und holzigen Nuancen und seinen dunklen Akzenten, die an Ambra und Leder erinnern, hinzu und nimmt diese Kräuteraromen auf, unterstreicht sie und verleiht ihrer organischen Seite einen Hauch von Sinnlichkeit. Diese satten, grünen und frischen Nuancen wirken auf mich, als seinen sie mit Ozon-Molekülen vermengt, die diesen Akkord mit Luft fluten – auch in den Regionen, in denen diese Nuancen sonst eher hart und schrill werden können, entfaltet sie dadurch eine völlig natürlich wirkende Tonalität, nicht klassisch-kühl, sondern bereits ein wenig romantisch angehaucht, sinnlich, energisch, aber ohne überdrehte und gehetzte Tempi. Das zeugt von einem äußerst virtuos umgesetzten Zusammenspiel der Komponenten. Diese Kombination dämpft das zunehmend wärmer werdende Feuer im Herzen der Komposition und verleiht ihr Tiefe und Länge und harmoniert wundervoll mit dem leicht rauchigen Touch und der dunklen Schwüle von Patchouli und seinen erdig-schweren und holzigen Akzenten, die für Feuchtigkeit sorgen.

Diese Impression dient als Interludium für die mysteriöse und dunkle Ingredienz X, die nun beginnt ihre rätselhafte Präsenz langsam zu entfalten und einen unwiderstehlichen Magnetismus sowie einem Schuss Provokation auszustrahlen. Diese geheime Zutat verfügt über eine außergewöhnliche Note, die mir in Erinnerung bleibt, mich nicht mehr loslässt und mich mit einem zurückhaltenden, dafür aber sehr eleganten Duftspektrum beeindruckt. Der komplexe Charakter mutet etwas grün an, leicht erdig, leicht mineralisch, ein wenig pflanzlich, ist einmalig, ursprünglich und sehr originell. Sollte ich diese Note klassifizieren, würde ich sie den holzigen Noten zuordnen - holzigen Noten, die sich außergewöhnlich würzig und temperamentvoll in ein kraftvolles Elixier verwandeln, die Sinne überwältigen und mit ihrer Duft-Aura die Haut zum Beben bringen.

Selbstverständlich haben Geoffrey Nejman und Jean-Claude Astier - die zwei äußerst kultivierten Franzosen, deren Leben nicht nur von der Nase, sondern von allen Sinnen gelenkt wird - dem Duft auch ihre ganz persönliche, von Freigeistigkeit und anspruchsvoller Kunstfertigkeit geprägte, Handschrift hinzugefügt, in dem sie fordernd und verblüffend mit Dissonanzen spielten und die langsam aber stetig steigenden Temperaturen im Herzen von AKOWA mit dem trockenen und pulverförmigen Duft von Kakao stilvoll umgesetzt haben. Die unersättliche, aphrodisische Kakaobohne wird hier ungewöhnlicherweise in einem exquisiten Hauch von Pralinen-Süße gehalten und wie von fein-herber Zartbitter-Schokolade umhüllt. Die Kakaonote kollidiert zudem mit der Sinnlichkeit und Frische des Feigenblatts und es entsteht ein explosiver, hitziger und nahezu flammender Akkord, gezügelt durch charismatische und an holzige Nuancen erinnernde Akzente, die wie im goldenen Licht der Savanne schimmern. Diese unterschiedlichen Facetten werden durch die warme und dramatische Textur der Kakaobohne vielschichtig intensiviert.

Der Schlüssel, um sich in AKOWA zu verlieben, liegt in der richtigen Dosierung – diskret und in Maßen. Denn der Duft lebt von dem Spannungsbogen von Zurückhaltung und Stärke. Natürlich müsst ihr euch, wie ich auch, Zeit lassen, um den Duft zu ergründen, ihn zu verstehen und euch auf ihn einzulassen, mit ihm zu flirten. AKOWA ist ein Duft, der anfangs recht aggressiv anmutet... aber dann... konnte ich mich nur ergeben, umhüllen und überwältigen lassen von seinem phänomenalen olfaktorischen Geheimnis. Euch wird es sicherlich auch so ergehen.

Auch die Koloratur des Finales ist aufwendig inszeniert und ausgestattet. Einer Fanfare gleich, ertönen die sehr sinnlichen und so schmeichelnd intensiven Duftnoten von Ambra mit warmen Nuancen voller Samtigkeit (und einem ausgeprägten holzigen Charakter) – raffiniert unterlegt mit einem balsamisch-süßen und etwas tabakartigen Farbenspiel. Die Sinnlichkeit baut sich vibrierend auf und verschmilzt nahtlos mit geschmeidigen, an leicht ledrige Harze erinnernden Nuancen und hell-duftenden Moschus, der mit seinen animalischen Klängen betörend-schön die sonnenbeschienene Atmosphäre der Savanne reproduziert. Wundervoll abgerundet mit Patchouli (mit seinem leichten Duft nach Kampfer) und Vétiver, die gemeinsam für Fülle und Intensität verantwortlich sind und deren Allianz dem Duft zum Ende hin einen tiefschwarzen und trockenen Touch verleiht.
 


Passend zu diesem Charakter präsentiert sich AKOWA in einem tief-schwarzen und matten Flakon. Dieses Design macht den Flakon auf den ersten Blick unverwechselbar. Luxus spiegelt sich nicht immer in Gold und Edelsteinen wider. Deshalb kam eine schillernde Dufthülle für Martine Micallef nicht in Betracht, sondern ein ganz purer und auf das wesentliche reduzierter Flakon. So ließ sie sich durch die Arbeiten des einflussreichen französischen Künstlers Pierre Soulages inspirieren. Dem Meister der Abstraktion und monumentaler (ausschließlich) schwarzer Bilder – der Outrenoirs (zu dt. Überschwarz), die erst durch die Spiegelung des Lichts auf der rußschwarzen, matten Oberfläche auf eigentümliche Weise zu leuchten beginnen und der Betrachter ihnen faszinierende, vibrierende Lichtreflexe entlocken kann. Von diesem exzessiven Minimalismus angeregt, entschied sich Martine für einen asketischen schwarzen Flakon, mit Ornamenten, die den spröden, aufgebrochenen afrikanischen Wüstenboden darstellen sollen.

Damit der Ausklang nicht zu sehr in die Gefilde der Dunkelheit abdriftet, hat Martine Micallef auch in diesem Duft ihre Liebe für Süßes zum Ausdruck gebracht und in dem Duft die Signatur aller Micallef-Düfte verewigt – einen Schuss süßer Würze der Vanille, die die luxuriöse Vision der Marke von Sinnlichkeit symbolisiert und überdies auch genau die richtige Dosis an Milde stiftet.

Mit AKOWA schenkt uns Martine Micallef einen olfaktorischen Kompass, der uns durch ein wunderschönes Panorama eines afrikanischen Tages geleitet - angefangen bei der kühlen Morgendämmerung, über die Hitze einer Wüstenwanderung in der Mittagssonne (und der knirschend-heiße Sand unter den Füßen wird sogar spürbar), bis zum stillen, warmen Sonnenuntergang, wenn die Sonne abends verschwindet und alles in ein dunkelrotes Licht taucht. Gefangen vom diesem Augenblick, die Ruhe und Umgebung genießend, versinken wir müde unter dem Himmelszelt und einem silbrig-weißen und unglaublich klaren Vollmond in ein Bett aus Kissen, essen Mandeln und trinken Pfefferminztee. Ist es nicht wundervoll sich dort hin zu träumen, einfach in die Weite dieses beeindruckenden Paissage-Stillebens zu blicken und hin und wieder einen Satz zu sagen, der erst eine gefühlte Ewigkeit später wie beiläufig von unserem Gegenüber beantwortet wird?

Ich finde, das Besondere an AKOWA ist seine Verwurzelung in verschiedenen Kulturen und die Zusammenstellung seiner Inhaltsstoffe zu einem untrennbaren Ganzen. Oft habe ich das Gefühl, dass sich alle Nuancen und olfaktorischen Phasen harmonisch nebeneinander entwickeln. Eine klassische Dreiteilung in Kopf • Herz • Fond ist nur mühevoll möglich (wenn überhaupt). Mir scheint es, als würden sich die einzelnen Inhaltsstoffe miteinander vermengen, auseinanderdriften, sich gegenseitig ablösen, verschwinden, meine Nase verliert ihre Spur, vergisst sie und plötzlich und unerwartet kommen sie wieder und ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich. AKOWA ist deshalb verführerisch in seiner Andersartigkeit und anders als jeder Duft, den ich bisher erlebt habe. Der Duft ist ungewöhnlich und trotzdem berauscht und fesselt er mich mit etwas Vertrautem. Denn er spricht das Tiefgründige und Instinktive an, das in jedem von uns wohnt und öffnet die Sinne für all das, was wir nicht sehen können. Habt ihr Lust euch auf dieses Duft-Abenteuer einzulassen?

Ihr möchtet nun bestimmt wissen, warum sich Martine und ihr Ehemann in Schweigen hüllen und die geheime Ingredienz nicht verraten. Die Geheinhaltung schürt natürlich Aufmerksamkeit und Neugier, aber das Paar will einfach nicht, dass ihre Entdeckung vielfach kopiert wird. Wie schon einst, als sie Oud in die europäische Haute Parfumerie brachten. M. Micallef gilt als der erste europäische Parfumhersteller, der einen Duft mit Oud komponierte: AOUD - und das lange Zeit vor der uns heute bekannten Oud-Hysterie. Das Ehepaar entdeckte die Essenz beim flanieren über einen Markt in Dubai im Jahr 2002. Damals kannte fast keiner in Europa diese Essenz, welche aus dem Harz des Adlerholzbaumes gewonnen wird – geschweige denn, dass sie in Parfums verwendet wurde. Dieser Coup gelang dem Paar auch ein zweites Mal, als sie Guajakholz als Hauptnote in ihrem Duft Gaïac einwebten.

Ob vor der geheimen Zutat eine ähnlich sagenhafte Karriere liegt wie vor Oud? Geoffrey Nejman ist davon überzeugt und meint, dass seine geheime Zutat die Parfumbranche revolutionieren und zum neuen Oud avancieren wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Monsieur Nejman Recht behalten wird. Denn er hat ein ausgezeichnetes Händchen - pardonnez-moi - Näschen für exzellente Ingredienzien. So führt heute jedes Nischen- und Luxusparfumhaus einen Oud-Duft in seiner Kollektion und auch Guajak wird heutzutage als heiliger Baum – Palo Santo – gefeiert und entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem der populärsten Duftstoffe.

Chapeau bas – Geoffrey Nejman und Jean-Claude Astier für die Entdeckung neuer Aromen und die Kühnheit diese in Parfums einzuflechten. Dieser Idealismus bringt die Kunst der Haute Parfumerie vorwärts und eröffnet uns neue Geruchserfahrungen.

PS: Ob der Duft dieser mysteriösen Ingredienz tatsächlich das Verlangen erweckt? Nun... beduftet euren Liebsten mit AKOWA und findet es selbst heraus.

PPS: Wer nun mit dem Gedanken liebäugelt, nach Afrika zu reisen und den Stamm der Akowa über die geheime Paste auszufragen, der sei an den hungrigen Löwen erinnert...
 
Fotos © M. Micallef Parfums