JUL ET MAD Nin-Shar, Garuda, Néa

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Die Geschichte von Julien Blanchard und Madalina Stoïca-Blanchard ist die Geschichte einer wunderschönen Liebe. Eine leidenschaftliche Phantasie... ein schüchterner Blick zwischen Mann und Frau... zwei Welten, die um sich kreisen und sich in einem Universum vereinen und der innige Wunsch Geschichten durch das sinnliche und sensible Medium des Parfums zu erzählen, charakterisieren das künstlerische Credo von JUL ET MAD. Die Liebenden sind wahre Meister des Geschichtenerzählens und haben magische und emotionale Momente ihrer außergewöhnlichen Histoire d'Amour in einem originellen Roman zusammengestellt, dessen vier olfaktorische Kapitel uns bereits so sehr verzaubert haben. Dabei steht jeder Duft stellvertretend für die empfindsame Schönheit und strahlende Reinheit der Liebe. Nun schlagen JUL ET MAD die Seiten eines neuen Romans auf und gewähren uns mit ihrer Duftkollektion Les WHITE weitere spannende Einblicke in ihr privates Universum. 




Für Julien und Madalina gab es viele großartige Gründe die neue Kollektion Les WHITE zu taufen. Einerseits lautet der Familienname des Paares Blanchard (franz. Weiß) und so haben Freunde ihnen den treffenden und liebevoll gemeinten Spitznamen The Whites verliehen. Zudem symbolisiert die Farbe Weiß stets einen Neubeginn und mit dieser Kollektion beginnen JUL ET MAD eine neue Ära in ihrem künstlerischen Schaffen und teilen mit uns so viel mehr, als die glücklichen Erinnerungen an ihr Kennenlernen. Die neue Kollektion ist die Essenz dessen, was die beiden als Menschen ausmacht und spiegelt ihre Sehnsüchte, Wünsche, Leidenschaften, Inspirationen und Träume wider sowie ihre Liebe zur Musik, Kunst, Geschichte, Literatur und Philosophie.

Julien und Madalina stellen sich stets eine sinnliche, intime und poetische Beziehung zwischen Erinnerungen und Düften vor, die Zeiträume überwindet und vereint. Die Kunst liegt dabei darin, Gefühle in Parfum umzusetzen. Ganz ohne Worte schaffen sie es mit ihren Düften ihre Geschichten mit Leben, besonderen Gedanken, wundervollen Erinnerungen und einzigartigen Momenten zu füllen. Denn manchmal ist ein Duft bedeutender als ein Bild – es ist wie die Entschlüsselung von Emotionen in nur einem einzigartigen Augenblick.

Les WHITE beginnt mit einer wunderschönen und luxuriösen Trilogie außergewöhnlicher Extraits de Parfums, die mit den reinsten und seltensten ätherischen Ölen kreiert wurden, um die Liebe und Leidenschaft des Paares für die Geheimnisse mächtiger untergegangener antiker Kulturen nachzuspüren. Jeder Duft kommt dabei einer Symphonie von Aromen gleich und enthüllt einmal mehr die narrativen Ambitionen des Paares – denn jede Kreation erzählt eine ganz eigene Geschichte, die vom verführerischen Anfang bis zum fulminanten Finale Spannung voller Raffinesse verspricht... und genau wie die Kapitel eines Buches, sind auch die Düfte weder laut noch aufdringlich, vielmehr flüstern sie auf subtile Art und berühren die Sinne und die Seele gleichermaßen. Wie ihr wisst, schwärme ich seit Beginn von L’Amour en Flacon für JUL ET MAD, weil ihre Kreationen wie eine Expedition in die sublimen Gefilde der Welt der Haute Parfumerie und wie ein duftgewordenes Zeugnis der tiefen Liebe zwischen zwei verwandten Seelen sind, die sich durch die immerwährende Reise namens Leben inspirieren lassen.

Nin-Shar
Babylon und seine prunkvollen Hängenden Gärten
Eines der sieben Weltwunder der Antike
Nin-Shar wurde durch den Namen einer sumerischen Göttin inspiriert – der „Göttin der Pflanzen“ oder „Herrin der Gärten“ in der babylonischen Kultur bedeutet – und soll Erinnerungen an die herrlichen Hängenden Gärten von Babylon erwecken. Der grausame Herrscher – König Nebukadnezar II. – der Babylon zu einer neuen Blütezeit und glorreichen Ruhm führte, hatte auch eine romantische Ader und ließ die berühmten Hängenden Gärten, der Legende nach, aus Liebe zu seiner wunderschönen Gemahlin Amyitis erbauen. Sie stammte aus einer grünen Landschaft in Persien und er wollte ihr in der wüstenähnlichen Region von Babylon ein Stück ihrer Heimat schenken, weil sie die grünen Hügel und Täler ihrer Heimat schmerzlich vermisste. So ließ er für sie als architektonische Meisterleistung die Illusion einer blütenbewachsenen Hügellandschaft auf sieben übereinanderliegenden Terrassen wahr werden. Obwohl Babylon zu den größten Zivilisationen zählte und für seine Zeit ein unvergleichliches Niveau an Kultur und Wissen erreichte, bleibt ein dunkler Schatten auf seiner Geschichte zurück, denn diese bedeutende Gesellschaft ist auf Eroberungen, Expansionen, Tränen und Blut erbaut und von mächtigen Kriegern beherrscht worden.
Genau diesen großen Kontrast zwischen hingebungsvoller Liebe und rücksichtsloser Eroberungsgier, zwischen Dekadenz einer uralten Hochkultur, die so begehrenswert und dennoch so tödlich war, wollten Julien und Madalina in ihrem Parfum Nin-Shar darstellen. Viele Legenden und Mythen ranken sich um die Hängenden Gärten von Babylon. So sollen die Soldaten Babylons aus allen Teilen der Erde neue und fremde Bäume, Sträucher, Kräuter und exotische Pflanzen und Blumen von ihren Feldzügen für diesen ersten großen botanischen Garten der Menschheitsgeschichte mitgebracht haben. Die äußerst eindrucksvoll gestaltete Terrassenlandschaft auf den Dächern des Königspalastes, die mit einem aufwändigen System bewässert wurde - und das Mitten in der kargen Wüste, ist das geheimnisvollste und rätselhafteste der sieben Weltwunder des Altertums. Wir können im Pergamonmuseum in Berlin einen kleinen Teil dieser Vergangenheit erspüren und bestaunen, wenn wir durch das mit Stieren und Drachen geschmückte blau-goldene Ischtar-Tor (ebenfalls unter Nebukadnezar II. erbaut) schreiten und es uns den Eingang in eine fremde und weit zurückliegende Welt offenbart.
 
Duftkomposition
Kopf • Bergamotte, Rosen-Likör, Davana-Essenz
Herz • Absolue der Türkischen Rose, Ägyptischer Jasmin, Patchouli
Fond • Oud, Benzoeharz, Bourbon-Vanille, Virginia-Zedernholz, Sandelholz und Weihrauch Absolue
 Die Düfte der Les WHITE Kollektion präsentieren sich in einem – Luxury Coffret – einer mit weißem Satin ausgekleideten und weißlackierten Holzschatulle, die mit einem goldmetallischen Magnetverschluss verschlossen wird und ein Geheimfach für das vergoldete und mit Kristallen verzierte Nomad-Parfum-Spray in sich verbirgt.
 
Stellvertretend für den überwältigenden floralen Prunk der Hängenden Gärten von Babylon, steht die Rose – die Königin der Blumen, Symbol reiner Schönheit von einer nahezu göttlichen Anmut – in Nin-Shar und verleiht der Komposition eine sinnliche Leuchtkraft. Allerdings besteht ein Garten natürlich nicht nur aus filigranen Blüten, sondern auch aus Bäumen, Erde und üppiger grüner Vegetation. Deshalb haben sich Julien und Madalina dazu entschlossen, nicht nur den zarten Duft von Rosenblüten in ihrem Parfum einzufangen, sondern die Rose als ganze Blume zu interpretieren – in all ihrer Natürlichkeit, ganz subtil und doch auch erfüllt von Versuchung und Verlangen.

Das reinste und hochwertigste Absolue der Türkischen Rose wurde ausgewählt, um einen opulenten, tiefgründigen, kräftigen und mannigfaltigen Rosenduft zu enthüllen, dessen Struktur auf dem Zauber der Rose basiert und in dem sanfte, florale und pudrige Facetten mit starken, grünen, balsamischen, holzigen und erdigen Noten verflochten werden – als Widerspiegelung einer gesamten Rose – von ihren zarten Blüten, zu den grünen Blättern, den holzig-dornigen Stielen der großen Rosenbüsche, bis hinunter zu den von Erde bedeckten Wurzeln.

Nin-Shar offenbart sich spontan und weckt die Sinne mit dem kühnen, spritzigen Aroma der Bergamotte – frisch und herb – allerdings dauert ihr Auftritt nur einen Wimpernaufschlag lang und schon entschwindet ihr fruchtiges und erfrischendes Aroma kombiniert mit einer herzhaft grünen Note. So dann entwickeln sich leichte Facetten - voller Farbe und Lebensfreude - einer nahezu cremigen Rose – seidig-leicht bei der ersten süßen Melodie und dann würzig-intensiv bis zum letzten Refrain. Diese interessante Rosen-Note wird als Rosen-Likör bezeichnet. Ich kenne mich mit Spirituosen nicht besonders gut aus und vermag deshalb nicht zu beurteilen, ob diese Note einem Rosen-Likör gleichkommt. Mich persönlich erinnert diese Note an Gül receli (die rot leuchtende türkische Rosenmarmelade - ich habe sie als Kind geliebt, in der Schule haben wir freitags immer zusammen gefrühstückt und nur meine Freundin Leïla und ich haben sie gegessen, weil sich alle anderen lustig gemacht haben, sie würde wie englische Rosenseife schmecken, das tat sie natürlich nicht, sie war sehr lecker und zudem von Leïlas Mama selbstgemacht). Nur ist diese Rosenmarmelade hier mit einem leichten alkoholischen Unterton versehen, vielleicht einem an eine feine Whiskynote oder Rum erinnernd. Diese Nuancen sind sehr warm, sinnlich und vollmundig-fruchtig, mit geheimnisvollen und ganz dunkelroten Rosen und der aromatischen, krautig-süßen Würzigkeit von Davana (die für mich hier auch etwas fast pflaumenartiges – ja sogar beerenartiges an sich hat) vermischt. Ganz faszinierend, wie eine beschwipste, gourmandige und dunkelrote Fruchtnote. So entsteht der Eindruck von Unbedarftheit und ruft Erinnerungen an die Kindheit wach – an gerade gepflückte Blumen und den Duft von Süßem.

Diese Nuancen bleiben recht lange auf meiner Haut, bis sich nach und nach die Rose in Vollendung entfaltet. Ein Rosenduft – gut – dachte ich. Mit monothematischen Düften habe ich manchmal so meine kleinen Probleme und leider gefallen mir nur die allerwenigsten, weil sie zu einseitig, zu künstlich und deshalb schlichtweg zu langweilig sind. Doch mit Nin-Shar schenken uns JUL ET MAD den sehnsüchtig-verlockenden Hauch einer ganz besonderen Rose – dunkelrot, leuchtend, voluminös und wundervoll-samtig, dazu mit fruchtigen Duftnoten unterlegt und einem kraftvollem Aroma als verführerischen Kontrast verfeinert. Im Schatten dieser samtigen Blüten erstrahlt das betörende Herz der Türkischen Rose und versprüht seine Sinnlichkeit – eine Symphonie von Duftnoten, die auf einem Akkord aus eleganten Rosen basiert und sich zu einem feurigen, glamourösen Charakter entwickelt. Um aus dem unvergleichlichen Schatz schönster Extrakte und edelster natürlicher Rohstoffe die Kreation einer außergewöhnlichen Rose möglich zu machen, wurde eine eigens aus dem Hause Robertet entwickelte Rosen-Essenz verwendet. Das Unternehmen ist weltberühmt für seine außergewöhnlichen Rohstoffe und die Parfumeurin, die Nin-Shar zum Leben erweckte – Sidonie Lancesseur – ist eine Koryphäe, wenn es um die Interpretationen moderner Rosendüfte geht. Es ist unendlich spannend, diese brillante Parfumeurin dabei zu beobachten, ihre Kreativität wieder und wieder in neuem Licht erstrahlen zu lassen.

Sidonie Lancesseur – Parfumeurin aus dem Hause Robertet in Grasse

 
Sidonie Lancesseur entdeckte ihre Leidenschaft für Düfte während eines Sommer-Praktikums bei der weltbekannten Parfummanufaktur Robertet in Grasse. Von klein auf hat sie Gerüche immer mit einem Ort, einer Person oder einem glücklichen Moment assoziiert und das Verlangen diese Emotionen und Erinnerungen durch einen Duft zu materialisieren wurde fast zu einer kleinen Obsession für die schöne Pariserin. Nach dem Studium an der ISIPCA in Versailles begann sie ihre Karriere im Hause Robertet unter der Aufsicht von Michel Almairac. Der Meister-Parfumeur teilte sein ganzes Wissen und außergewöhnliches Talent mit ihr und auch seinen erlesenen Geschmack für kurze Formeln, in denen jeder Rohstoff sein Raison d'Être besitzt. Mit viel Sensibilität und Fingerspitzengefühl hat Sidonie eine Vorliebe für holzige Noten wie Patchouli und Vétiver entwickelt, die sie an das Landhaus, in dem sie ihre Kindheit verbracht hat, erinnern. Trotzdem zögert sie nie ihre favorisierten Duftnoten mit den multiplen Duftfacetten anderer natürlicher Rohstoffe zu konfrontieren und damit eigene Grenzen zu überschreiten – stets auf der Suche nach neuen Harmonie und ihrem Motto „Authentizität und Neugier“ folgend. Ihre älteste Dufterinnerung ist übrigens die an Feuer, was einen warm-glühenden Kern und eine olfaktorische Balance von Zerbrechlichkeit und Stärke in vielen ihrer Kompositionen, wie Straight to Heaven, Dangerously in Love und Cruel Intentions aus der Kollektion by Kilian oder 1270 und L’Humaniste für Frapin erklärt.

Für JUL ET MAD hat sie ein Parfum komponiert, welches wie die Rose selbst, ein Sinnbild von Phantasie und Emotionen ist – üppig, verführerisch und hingebungsvoll – einem wirklich schweren, dunkelrotem Vorhang aus Samt gleichkommend. Wie in einem Kaleidoskop entwickelt sich das Absolue der Türkischen Rose - facettenreich und mannigfaltig - mit honigartig-würzigen Noten, die stets changieren und mal saftig, luftig und sehr ätherisch und dann auch wieder sehr reichhaltig, opulent, sogar ein wenig scharf, aber zur gleichen Zeit auch sehr sinnlich und elegant wirken. In diesem Paradies der Sinnesfreuden erscheint auch Jasmin. Voller verlockender Frische und bezaubernder Anmut entfalten sich die Jasminblüten und unterstützen und verstärken mit ihren cremigen, intensiv-nektarsüßen Duftnuancen, die zuweilen sogar mit fruchtig-kräuterartigen Noten überraschen, das Duftbouquet der Rose. Dieses florale Duett entwickelt mit der Zeit würzige und indolische Facetten und schenkt der Kreation einen aristokratischen, geradezu majestätischen Wohlgeruch unverkennbarer Extravaganz. Hinzu gesellt sich nach und nach süßes, dabei rauchig-düsteres und so unendlich elegantes Patchouli (hier sind es allerdings nur bestimmte und sorgsam ausgewählte Patchouli-Fragmente von Robertet), das dem Rose-Jasmin-Duett einen erdig-holzigen Touch verleiht. Um die Magie und Kraft dieser floralen und aromatischen Duftkomponenten zu voller Entfaltung zu bringen, erschuff Sidonie Lancesseur einen nicht enden wollenden sinnlichen Drydown, der mit den herben und ach so charakteristisch würzig-pinienartigen Zedernholz-Nuancen warm und aromatisch eingeleitet wird und dann zum berauschenden, wohltuend-warmen, cremigen und unwiderstehlich-samtigen Sandelholz überleitet. Benzoeharz sorgt peu à peu mit seiner pudrig-cremiger und balsamisch-süßer Milde, die er wohl auch der Vanille verdankt, dass die Hölzer symbiotisch miteinander verschmelzen und mit der Zeit runder und geschmeidiger werden. Während Oud und Weihrauch balsamisch-würzige und erdig-rauchige Akzente setzen und den Nachhall dieser Duftkomposition effektvoll verlängern. Mit dieser olfaktorischen Intensität entfacht Sidonie Lancesseur bei mir eine ganz große Begeisterung. Denn sie vermag es den Ingredienzien eine staunenswerte Palette dynamischer Nuancen virtuos zu entlocken und lässt dabei einzelne Töne wie Rubine schimmern.

Als würden wir am späten Nachmittag unter den Kolonnaden der auf Steinsäulen ruhenden Hängenden Gärten flanieren. Wir könnten einen Moment innehalten und uns im Schatten ausruhen und dabei den singenden Klängen des rauschenden Winds im Blattwerk lauschen und die exzellenten Düfte inhalieren, nachdem die botanischen Preziosen, angefangen von den zartesten Blütenknospen bis zu tiefsten Wurzeln, ausgiebig bewässert wurden und sich ihre herrlichen Gerüche mit der warmen Wüstenluft vermischen.

Mit Nin-Shar nahm die Les WHITE Geschichte ihren spektakulären Anfang. Julien und Madalina haben geplant 2015 nur einen neuen Duft zu lancieren und wollten sich ganz auf die Rose konzentrieren. Bei ihrer Arbeit an Nin-Shar haben sie allerdings so viele hervorragende Rohstoffe von bester Qualität kennengelernt, dass sie diese einzigartigen Essenzen mit Parfumliebhabern einfach teilen wollten und zwei weitere Düfte kreiert haben. 

Garuda
Die Pracht und Opulenz der majestätischen Angkor-Kultur
Garuda – der Herr der Vögel – ist in der indischen Mythologie ein halb mensch- und halb adlergestaltiges Wesen. Als Reittier trägt er die hinduistische Gottheit Vishnu und dessen Inkarnation Krishna auf seinen Schultern und steht ihnen im Kampf gegen das Böse bei. Zudem verkörpert er eine sehr wichtige Figur in den hinduistischen und buddhistischen Religionen. Die gigantische Tempelanlage von Angkor liegt heute versteinert inmitten des tiefsten Urwaldes und ist vollkommen vom Dschungel verschlungen, der jeden noch so kleinsten Stein und Ziegel durchdrungen hat. Die beeindruckende Größe dieser Ruinen, die Fülle der eindrucksvollen und riesigen Tempel und der Reichtum, der sie charakterisiert, sind lebende Zeitzeugen der einstigen Stärke und Macht der Khmer-Kultur. Eine beeindruckende Anzahl von Garuda-Skulpturen schmückt die Tempel von Angkor, die bemerkenswerteste Darstellung wurde in einer Galerie von Angkor Wat gefunden, ihre Flachreliefs sind mit Dutzenden von ihnen verziert. Wenn bei Sonnenuntergang die Galerie mit gleißendem Sonnenlicht geflutet wird, scheinen all diese Figuren wie von einem Meer aus Gold überzogen zu sein...
Dieses prachtvolle und gold-glänzend erstrahlende Bild der Tempelanlage von Angkor Wat, das nur wenige Minuten andauert, wenn die Sonne wie ein glühender Komet am Himmel untergeht, haben Julien und Madalina während einer ihrer Reisen nach Kambodscha miterlebt und wollten es in ihrem Parfum Garuda nachzeichnen. So basiert die gesamte Komposition des zutiefst opulenten und holzig-orientalischen Dufts auf der olfaktorischen Umsetzung der zwei gegensätzlichen und sich doch auch ergänzenden Facetten von Gold – Kälte und Wärme.

Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken, als Madalina mir diese Geschichte erzählte, die sie und Julien zu dem Duft inspiriert hat. Denn die Khmer-Kultur zählte wohl zu den faszinierendsten Hochkulturen der Welt. Insbesondere der Tempelkomplex von Angkor Wat, der sich geheimnisumwoben aus dem Dschungel erhebt, vermittelt einen Eindruck von der überragenden Baukunst der Khmer und beeindruckt mit seiner für mich ein wenig fremdartig wirkenden Formgebung und seiner kosmologischen Konzeption, die die Erde als ein von Gebirgsketten umgebenes Viereck sieht, welches von mythischen Urozeanen umgeben ist, während der Tempel im Mittelpunkt mit seinen fünf Türmen den mythischen Göttersitz symbolisiert. Wenn ich mir nur vorstellen, welche Zeiten dieses zu den bedeutendsten Bauwerken der Menschheit gehörende Monument, überdauert hat, was die Steine schon alles gesehen haben und uns erzählen könnten, verspüre ich Neugier und Sehnsucht das alte Kambodscha kennen zu lernen (Angkor zählt zum Unesco-Weltkulturerbe und ihr könnt euch auf der offiziellen Seite viele Fotos der Tempelanlage anschauen und weitere interessante Informationen erfahren).
 
Duftkomposition
Kopf • Bergamotte, Orange, Kumin, Rosa Pfeffer
Herz • Kambodschanisches Oud, Safran, Rum
Fond • Patchouli, Hölzer (Timbersilk™), Vétiver, Zedernholz, Cashmeran, Ambra, Vanille und Moschus
 Für den täglichen Gebrauch entstand – Love Basics – der gleiche großartige Luxus-Flakon mit polierter Frontgoldbeschriftung, matter Dekoration auf der Rückseite und goldener Verschlusskappe in einer maßgeschneiderten, stilvollen und eleganten Kartonage.
 
Ein festliches Farbenspiel faszinierender Nuancen von Gewürzen eröffnet diese olfaktorische Aussicht auf die Tempelanlange von Angkor Wat und repräsentiert den kalten Aspekt des goldenen und luxuriösen Edelmetalls. Das Entrée von Garuda ist wahrhaftig der Inbegriff der puren Raffinesse - erstrahlend und prickelnd-schimmernd. Dabei verblüffen mich insbesondere die sehr kräftigen Duftfacetten vom Kumin (der auch als Kreuzkümmel bekannt ist, sich jedoch als Gewürz für Speisen, wie auch als Essenz für Düfte, enorm vom normalen Kümmel unterscheidet). Sein Duftspektrum erscheint einerseits grün, aromatisch und auch leicht an Anis erinnernd. In Kombination mit Safran entsteht fürwahr ein erstaunlicher Kontrast aus Kälte und Wärme, den JUL ET MAD umgesetzt haben wollten und der den besonderen und verführerischen Reiz des Parfums unterstreicht. Aufgrund der würzigen Akzente von Kumin wirken die erfrischenden Hesperiden weniger säurehaltig und spritzig, dafür enigmatischer, und erscheinen weniger vordergründig, als vielmehr wie eine zarte fruchtige und recht kühle Akzentuierung, zu dieser besonders auch die süßen, frischen, blumigen und grünen Noten von Rosa Pfeffer herausstechend beitragen und die ersten Momente der Duftentwicklung auf meiner Haut prägen.

Garuda versetzt mich weiter ins Stauen und nimmt mich mit auf eine Reise durch dieses versunkene Reich im Dschungel – zumindest ein kleines Stück – und in seinem Herzen pocht ein goldenes Herz aus Oud. Denn Oud ist der tragende Akkord des Dufts. Und wenn ihr jetzt die Hände über euren Kopf zusammenschlagt und denkt: „Och nein, bitte nicht schon wieder ein Oud-Duft“, dann kann ich euch beruhigen. Das Oud in Garuda ist vollkommen anders, als Oud-Düfte, die ich sonst kenne. Hätte Madalina mir nicht verraten, dass im Herzen ein Oud-Akkord schlummert, hätte ich es mit meiner Nase nicht wirklich herausgefunden. Dieses Oud bietet aufgrund seiner olfaktorischen Komplexität ein breites Spektrum an bitteren, herben und sehr würzigen Noten bis hin zu fast ambriert wirkenden, balsamisch-süßen Nuancen. Es basiert auf einem Dreiklang verschiedener kambodschanischer Oud-Essenzen. Charakteristisch ist hier seine rauchig-harzige Holzigkeit. Dadurch entwickelt es keinen stechenden Geruch, der uns gewaltsam zu Boden zwingt. Auch plätschert dieses Oud nicht einfach nur so vor sich hin und versucht einen entfernten Eindruck von Oud zu vermitteln. Garuda wurde vom Parfumeur Luca Maffei komponiert und dieser suchte mit viel Feingefühl und noch mehr Geduld nach einer perfekten Oud-Harmonie, die eben dieses von JUL ET MAD beschriebene goldene Strahlen der untergehenden Sonne auf dem Sakralbau von Angkor Wat wiedergeben könnte. Diese erreichte der junge Parfumeur, in dem er alle Ingredienzien parallel zueinander über das Oud fließen ließ, um jene gehaltvolle und opulente Intensität dieser weichen und goldenen Duftkoloration zu ermöglichen, die die Symbolik des Gold-Themas durch die ganze Duftkreation trägt. Luca Maffei versteht diesen Duft als Tribut an die Wunder der Natur. Denn seine Inspiration fand er in der Natur – am Adlerbaum, der jenen intensiven Oud-Charakter erst entfaltet, wenn er durch einen speziellen Pilz befallen wird. Erst dann bildet dieser Baum jenes dunkle Harz, das eine komplexe Duftaura verströmt. Die drei bedeutendsten Nuancen dieser Komposition, die das Oud umhüllen und somit sein Strahlen entfesseln, sind Safran, Rum und Cashmeran – sie mildern nämlich die sonst so harten Oud-Nuancen und verleihen dem Oud die sonst so oft vermisste sinnlich-vibrierende Wärme.

Was Luca Maffei beim ersten Versuch erschaffen hat, ist kein bloßer Duft. Es ist weit aus mehr – es ist ein ganzes Konzert an Aromen, die zugleich vollmundig und leicht sind und in perfekter Harmonie wirken. Luca war so erfolgreich bei der Umsetzung der Vision, dass gleich seine erste Formulierung es geschafft hat der endgültige Duft zu werden. Normalerweise wird ein Duft ausgewählt, an dem noch weiter gefeilt wird, Essenzen werden in einer anderen Konzentration hinzugefügt oder gar vollkommen entfernt, andere wiederum hinzugefügt, bis das gewünschte Resultat erreicht ist. Doch diesmal war es anders. Bereits die erste Arbeit von Luca war perfekt und hat Julien und Madalina sofort verzaubert und überzeugt. Nichts musste mehr verändert oder angepasst werden. Dabei steht Luca noch relativ am Anfang seiner Karriere und vielleicht werden wir uns in ein paar Jahren an Garuda zurückerinnern und diesen Duft als Wendepunkt in Lucas Karriere als Parfumeur betrachten.

Dieser herrlich-vibrierende Akkord aus kambodschanischem Oud bricht die recht kühle Szenerie des Rosa Pfeffers und vermischt sich mit der feinwürzigen, cremigen Schärfe von Safran – dem „roten Gold“ – zu einem sehr warmen, balsamischen und herben Odeur. Dabei erscheint das Oud in Garuda (auch in seiner weiteren Entwicklung) weder übertrieben animalisch noch stechend-medizinisch (wie so oft interpretiert), sondern glatt, trocken, zart-holzig und seltsamerweise auch etwas fruchtig (als würde dieses Oud ein Echo aussenden und die Früchte der Kopfnote sowie das von Dschungelwärme getönte Vétiver würden zurückhallen). Es entsteht ein fabelhafter olfaktorischer Kontrast – einem Oxymoron gleich – der die Gegensätze von Kälte und Wärme hervorragend verbindet und es vermag diese in einer Harmonie zu vereinen. Hinzu gesellt sich eine Rumnote, die mich fasziniert. Denn sie wird eigentlich sehr selten in der Parfumkunst eingesetzt. Durch sie erhält der Duft eine dunkle, leuchtende Qualität. Sie scheint sich in dieses spannende Duett aus Oud und Safran ein und dann auch wieder auszuweben und erstellt somit ein außergewöhnliches Zusammenspiel aus Tiefe und Komplexität. Luca Maffei besitzt die bemerkenswerte Gabe mit jeder Duftnuance seiner Komposition unmittelbar zu berühren und zu fesseln, was er mit Garuda einmal mehr bravourös beweist.

Ganz langsam beginnen sich nun tiefe und dunkle Nuancen herauszubilden... die tiefe, erdige, und herbe Kraft von Patchouli legt sich zusammen mit der rauchigen, balsamischen und wohligen Wärme von Vétiver über dezent süße Vanille und sorgt für eine Wärmeexplosion. Zedernholz und Cashmeran verströmen dazu insbesondere in der Konstellation mit Timbersilk™ einen samtig-weichen(!) und herb-holzigen Charakter (es scheint mir, dass der Timbersilk™-Komplex, neben dem hervorragenden Oud, die tragende Säule dieser Komposition ist – dieser Komplex mutet glatt, warm und holzig an, mit Nuancen, die an eine Bernsteinnote erinnern und zudem kraftvoll und dennoch seidig weich wirken). Luca hat die Moleküle sehr feinfühlig und in der richtigen Konzentration und Kombination miteinander verbunden. So prägt diese starke holzig-herbe Note den Duftausklang und hat dabei doch auch eine seidige Leichtigkeit an sich und verleiht dem Duft Fülle und subtile Kraft. Diese holzigen Noten erinnern an den fühlbaren Effekt der Sanftheit von Kaschmirwolle auf der Haut und verleihen dem Duft zusammen mit Moschus einen pudrigen Hauch, welcher mich weich und delikat umhüllt. Was auf der Haut zurückbleibt ist der seidige Hauch eines orientalischen Dufts von trockener Fruchtigkeit und weicher Würze umrundet von warmen holzigen Nuancen und einem markanten Oud-Akkord, der von der sinnlichen Wärme von Ambra befeuert wird – wie eine poetische Darstellungen eines Wunschtraums.

Schon als Kind war Luca Maffei stets von Düften umgeben. Seine erste olfaktorische Erinnerung ist die an - Coco von Chanel - das Parfum seiner geliebten Mama. Noch heute kommt Luca ins schwärmen und erzählt: „Jedes Mal, wenn sie sich bewegte, hinterließ sie eine floral-würzige Spur von Rosen, Jasmin, Nelken und Koriander. Ihre Kleider haben stets nach diesem Parfum geduftet und selbst wenn sie nicht zu Hause gewesen ist, war sie für mich durch ihr Parfum da. Aber auch die Bootsfahrten entlag der ligurischen Riviera mit meinem Papa übten eine große Faszination auf mich aus. Der Duft des Meeres, die Wärme der Sonne und der Geruch des Holzbootes, waren eine tolle Mischung, die mir immer das Gefühl von Freiheit vermittelte.“

Der Parfumeur Luca Maffei – mit JUL ET MAD (oben rechts) und als Laureat bei den Art and Olfaction Awards (unten links).

 
Sein Papa Marco Maffei arbeitete, bevor er das Atelier Fragranze Milano eröffnete, für den namenhaften Duftstoffproduzenten Symrise und war zudem an fabelhaften Düften für die italienischen Modehäuser Versace und Trussardi beteiligt und arbeitete mit den bekanntesten Meister-Parfumeuren wie Jean-Louis Sieuzac (einen der größten Techniker des Metiers), Dominique Ropion und Michel Almairac zusammen. Luca war beeindruckt von dieser Welt der Chemie und Geruchswahrnehmung, von Akkorden, Formeln, erlesenen Rohstoffen und wie daraus ein magisches Elixier - einer mysteriösen Alchemie gleich - kreiert werden konnte. Der junge Italiener ging nach Grasse und ließ sich von seiner Mentorin Mme Françoise Marin (langjährige Direktorin der prestigeträchtigen l’Ecole de Parfumerie de Givaudan-Roure in Grasse) in der Kunst der Haute Parfumerie unterrichten. Zurück in Italien kreierte Luca 2011 seinen ersten eigenen Duft Cuoio Nobile für die legendäre italienische Marke Pineider und begann mit dem Meister-Parfumeur Maurizio Cerizza zusammen zu arbeiten und hat seitdem Kreationen u.a. für Gabriella Chieffo, Onyrico und Perris Monte Carlo erschaffen. Vor Kurzem hat sein Duft Black Pepper and Sandalwood für Acca Kappa bei den Art and Olfaction Awards (2015) den Preis in der Kategorie Independent gewonnen. Was Luca inspiriert? Alles! Allen voran die Schönheit Italiens und das kulturelle Erbe seiner Heimat.

An Lucas Werken bewundere ich die maßlose Mischung aus Freiheit und Genauigkeit, seine Liebe für die Extreme und seine ständige Suche nach neuen Gleichgewichten, wenn er mit gewaltigen Mengen an Inhaltsstoffen jongliert. Seine Kreativität ist geprägt von Eleganz, Struktur und technischer Perfektion, um strahlende Lebendigkeit in die anmutigen Duftnoten zu bringen und dem Duft Lebensfreude einzuhauchen. Vielleicht waren JUL ET MAD auch genau davon angetan, weshalb sie Luca gebeten haben einen zweiten Duft für ihre Kollektion Les WHITE zu kreieren.

Néa
Hommage an das goldene Zeitalter von Byzanz
Néa ist der Name eines legendären Bauwerkes in der Nähe des kaiserlichen Palastes gewesen, welches Basileios I. in der Blütezeit des goldenen Zeitalters des Byzantinischen Reichs als sichtbares Symbol einer Ära der Erneuerung – einer Renaissance – erbauen ließ. Byzanz war zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner Herrlichkeit, ein wahrhaftiges wirtschaftliches, kulturelles und religiöses Zentrum und so beeindruckte es den Rest der Welt mit seinen Errungenschaften, seinen Künsten und seinem formvollendeten Lebensstil – einem wahren «douceur de vivre».
Dieses Meisterwerk der damaligen Baukunst aus dem 9. Jahrhundert, das mit dem atemberaubenden Monument und Zentrum der christlichen Religion im byzantinischen Reich – der prächtigen Hagia Sophia – der Krönungskirche der römischen Kaiser vergleichbar war, hat die Zeit leider nicht überdauert und verschwand, nachdem auch das byzantinische Reich erloschen ist. Heute zeugt kein einziger Stein mehr von dieser prächtigen Kirche. Überlieferungen zufolge war die Néa Ekklēsia mit unschätzbaren Kostbarkeiten – Perlen, Edelsteinen und Gold, glänzenden Silber, prunkvollen Kompositionen von Mosaiksteinen und seidenen Stoffen – geschmückt und ihre fünf Kuppeltürme mit Gold bedeckt und die Mauern mit kostbaren Marmor verziert. 

Als ein olfaktorisches Echo dieses faszinierenden Reiches, wollten JUL ET MAD einen glänzenden Nektar voller Komplexität erschaffen, der den einstigen Glanz dieses Imperiums konservieren sollte. Néa wurde um einen köstlichen Gourmand-Akkord komponiert, der auf komplexe und äußerst raffinierte orientalische Einflüsse trifft, die ihn zum Strahlen bringen. Die Heiterkeit ausstrahlende, kristallklar-funkelnde und doch hintergründig gewagte Komposition verbindet verführerische Süße und kostbare florale Akzente mit aromatischen Nuancen. Dies ist der Versuch die verlorene Pracht im Herzen des kaiserlichen Palastes, wo die Zeit langsamer vergeht und wo der Luxus und die Freuden des Orients voll ausgekostet werden können, wieder aufleben zu lassen und olfaktorisch zu porträtieren. Bereits diese Umschreibung klingt derart verführerisch, dass mir das Wasser im Munde zusammenläuft und Néa duftet tatsächlich so verlockend und schenkt ein frisches und fröhliches Gefühl. Das Geheimnis beruht auf der Mélange aus süßen Noten, die spielend süchtig machen und eine einzigartige Freude für die Sinne sind.
 
Duftkomposition
Kopf • Dattel, Davana, Granatapfel, Palmblätter, Schwarzer Pfeffer
Herz • Arabischer Jasmin, Damaszener Rose, Pflaume
Fond • Patchouli, Cashmeran, Madagaskar-Vanille, Benzoeharz, Karamell, Tonkabohne, Ambroxan und Moschus
 Als wahres Kunstwerk klassischer Formen, präsentiert sich inmitten des Luxury Coffret der zeitlos elegante und wertvoll  
vergoldete Flakon.
 
Ohhh, wie sehr habe ich auf Néa hingefiebert. Seitdem Madalina mir das erste Mal von der Kollektion erzählt und die Duftnoten verraten hat, habe ich mir vorgestellt, wie Néa duften würde und schon das Erwachen von Néa auf meiner Haut kommt einem Rausch der Sinne gleich und steckt voller orientalischer Leidenschaft, was in der intensivsten aller Duftnoten – dem Fond – besonders zum Ausdruck kommt. Die erste Impression, die mir entgegenrauscht, ist das tropische Aroma einer reifen, angenehm honigartigen Dattel - fein garniert mit saftiger, vollmundiger Pflaume. Beide verströmen einen kräftigen, süßen Duft von großer aromatischer Fruchtigkeit und entfalten eine weiche, warme, einladende Atmosphäre, die dem Duft bereits in den ersten Anklängen Tiefe verleiht und zwischen fruchtig und leicht nussig oszilliert. Mit ein paar leicht bitteren, säuerlichen Tröpfchen des im alten Ägypten als Aphrodisiakum geltenden Granatapfels sowie süß-fruchtiger Davana-Essenz (hier sogar an eine getrocknete Mango erinnernd) wird das aufregende Zusammenspiel abgerundet und zu einem unwiderstehlichen Genuss. Wenn ich nur an die pflaumenartigen Beerenfrüchte der Dattel denke, habe ich sofort das Bild einer Wüste vor Augen und einen arabischen Prinzen, der auf eine Oase zureitet, wo er mit Wasser seinen Durst und mit Datteln seinen Hunger stillt und dann wenn die Sonne untergeht und der Schatten der Nacht die Wüste bedeckt und eine böige Windbrise sie abkühlt, weiterreitet zu seiner Prinzessin aus Tausend und einer Nacht.

Das Parfum ist auf rätselhafte Weise verlockend und scheint uns in die vergangenen byzantinischen Zeiten von Opulenz und Dekadenz entführen zu wollen, als sich die Kultur mit allem Luxus und dem dazugehörigen Sinnesrausch auf dem Höhepunkt befand. Dazu passt diese subtile und doch auch opulente Frucht-Note – sehr knackig und sehr reizend. Das Zusammenspiel aus süßer Fruchtigkeit und süß-sauerer Fruchtigkeit ist ausgesprochen gut dosiert und lässt den Duft luftig schweben. Durch das Ausspielen dieses Kontrasts lässt Néa ein Gefühl von Schwerelosigkeit entstehen, das nahezu ekstatisch ist. Allerdings empfinde ich diesen Frucht-Akkord, weniger als saftig und erfrischend, als vielmehr wie einen köstlichen Fruchtsirup. Nach ein paar Momenten erscheint dieses fruchtige Aroma trockener und mit köstlichen Karamell versüßt und auf der Haut entsteht ein sanfter Seidenschleier, der bei jeder Bewegung und jedem Lufthauch ein Dattel-Karamell-Aroma preisgibt, das von einem pudrigen Moschushauch umhüllt wird und die Sinne anregt. Oft sind Gourmand-Akkord übersüßt doch Néa ist gedämpft und sehr sanft und sinnlich und sehr fein. Luca Maffei hat einen wundervollen, reichen und eleganten Gourmand-Duft erschaffen, der nicht die sonst übliche orientalische schwere Süße von Loukhoum hat, sondern die Süße mit dem interessanten Mix aus trockenen Noten von Datteln und getrockneten Pflaumen sowie mit Vanille und Karamell präsentiert. Plötzlich huscht ein überraschtes Schmunzeln über mein Gesicht, denn ich nehme grünes Blattwerk wahr – wohl die Palmblätter, die ein milchiges Element beisteuern, das mich an einem Feigenmilch-Akkord erinnert, während eine Prise frisch gemahlenen schwarzen Pfeffers die Komposition würzig abrundet und zusätzliche Wärme schenkt.

Je länger sich der Duft auf der Haut entwickelt, desto interessanter wird er und gefällt mir immer mehr. Er wird zu einem wahren Parfumschleier, der mit unendlicher Feinheit einen sinnlichen Dufteindruck hinterlässt. Nach und nach verfärbt sich die Komposition aus fruchtigen Gourmand-Noten in eine cremige und überschäumende Blumigkeit aus sanft verlockenden und weichen Blütenblättern. Der Duft des elegant-blumigen Arabischen Jasmin, ebenso kraftvoll wie anhaltend, bildet den Auftakt für die leuchtende Sinnlichkeit der Damaszener Rose. Ihre üppigen, intensiven Blüten öffnen sich langsam und verströmen eine überwältigende Sinfonie blumiger Noten - mir kommt es allerdings vor, als hätte Luca die Rose nicht in voller Blüte eingefangen, sondern während sie frisch geöffnet im strahlenden Licht der Morgensonne glitzert - als ein Symbol für die Pracht der Gärten rund um den majestätischen Palast. Bei diesen auf den Millimeter genauen Ballett der virtuos ausgewählten Ingredienzien trifft Raffinesse auf Sinnlichkeit und Verspieltheit und die Subtilität der Blütenduftspur bleibt verführerisch und sehr lange erhalten. Während im Hintergrund Moschus für Dichte sorgt, ohne auf eine angenehme, umhüllende Sanftheit zu verzichten. Dabei erzeugen die Noten von selbst eine kunstvolle Ausgewogenheit, da sie sich weder zu schnell verflüchtigen, noch zu aufdringlich wirken. Diese feinfühlige Klangfarbe (und die perfekte Technik, mit der sie erreicht wird), versetzt mich in großes Staunen.

Hat sich Néa auf meiner Haut erwärmt, verströmt der Duft seine ganze, unwiderstehliche Sinnlichkeit. Die süchtig machenden Noten von dem duftenden Extrakt der Tonkabohne, mit ihrem würzig-warmen, weichen, fast pudrigen Duft (der mich an samtige Mandeln erinnert), eröffnen das spektakuläre Finale. Diese reichen Aromen werden mit der zarten Süße von Vanille und Karamell perfekt vermischt und von einhüllenden Benzoeharz (dessen berauschende und sinnlich-warme, süße, balsamische Facetten Honig und zart im Mund zergehender Schokolade ähneln) und verführerisch-pudrigen Cashmeran begleitet. Eine Überdosis Patchouli verbindet sich nach und nach mit den süßen und fruchtigen Noten von Néa. Dabei entfalten diese Nuancen keinerlei erdige Patchouli-Noten, sondern dienen mit ihrem süßlich-holzigen Duft der transparenten Inszenierung der florientalischen Gourmand-Attribute der Komposition. Das sinnlich-holzige Ambroxan verwöhnt sodann zusammen mit der seidig-pudrigen Textur von Moschus die Sinne, um in einer faszinierenden Vielschichtigkeit, Tiefe und Eleganz auszuklingen. Diese Duftnoten offenbaren eine provokante Kombination. Auf meiner Haut bleibt ein extrem verführerischer und purer Genuss zurück, umhüllt von impulsivem Charme. Dieser Genuss liegt in der Maßlosigkeit des Parfums begründet. Denn Néa ist ein Duft mit einer olfaktorischen Ausgewogenheit, der außerordentlich hochwertige Ingredienzien in exzessiven Proportionen kombiniert. Néa ist mein Liebling der Les WHITE Kollektion. Denn die zauberhafte Komposition orientalischer Akzente erzeugt einen puren Wohlfühlduft, der sich sanft auf meine Haut legt und mich mit warmen Nuancen betört. Ich kann diesem berauschenden und elektrisierenden olfaktorischen Rausch einfach nicht widerstehen.

Néa nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Reise, öffnet uns die Türen des prächtigen Palastes und lädt uns zu einem perfekten Wohlfühlerlebnis ein und gewährt uns einen Einblick in Feste voller Dekadenz von einst. Ist es nicht schön sich einem solchen Tagtraum hinzugeben und zu schwärmen... sich dem Gefühl von Wärme und Geborgenheit und einem Dufterlebnis in höchsten Sphären hinzugeben, wenn draußen der stürmische Herbstwind tobt...
 
Fotos © JUL ET MAD Paris 
Markierte Zitatauszüge © JUL ET MAD Paris 
Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt 
Sidonie Lancesseur Foto © ROBERTET 
Luca Maffei Fotos:
© Marina Donato – Beauty MarinaD