L'Artisan Parfumeur Explosions d'Émotions Haute Voltige

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Düfte betören unsere Sinne und umrahmen unsere Gedanken, indem sie andeuten, versprechen, Aufmerksamkeit, Phantasie und Hoffnung wecken. Denn unsere Reaktion auf Gerüche ist nie losgelöst, sondern stets eng mit Situationen und den begleitenden Gefühlen verknüpft. Eines der wohl populärsten Haute Parfumerie Häuser der Welt – L'Artisan Parfumeur – vereint dabei die detailgetreue Nachbildung der Wohlgerüche aus der Natur mit der abstrakten Komposition von Emotionen. Mit bilderreicher Vorstellungskraft, hervorragenden Rohstoffen und einem Zirkel von visionären und talentierten Parfumeuren verfolgt es den Wunsch, durch die Entwicklung von einigen der faszinierendsten, einzigartigsten und zutiefst persönlichsten Düften, eine charakteristische und unverwechselbare olfaktorische Alchemie zu erschaffen, die weitaus mehr ist, als bloß ein Duft und Gefühle, Stimmungen und Atmosphären vermittelt. Das Haus betreibt dazu keine Marktforschungen, welche Duftnoten welchem Publikum gefallen könnten. Denn es geht einzig um die Bewahrung der Authentizität des reinen und unabhängigen Kunsthandwerks.

Diese Kombination aus der klassischen Handwerkskunst der Haute Parfumerie und dem Beharren ausnahmslos Materialien von höchster Qualität und Reinheit zu verwenden, lässt mit innovativen Kooperationen originelle und avantgardistische (ja manchmal sogar schockierende) Duftkreationen entstehen. Jeder Parfumeur kann seine außergewöhnlichen Ideen bei L´Artisan Parfumeur umsetzen (unter ihnen Meister des Faches wie Anne Flipo, Olivia Giacobetti, Dora Baghriche-Arnaud, Jean-Claude Ellena, Michel Almairac oder Karine Vinchon) und bringt seinen eigenen Stil und seine persönlichen Visionen, Erfahrungen, Begegnungen, Reisen und Erinnerungen in die Kreationen ein und übersetzt diese in Düfte. Dabei gibt es keine Vorschriften, keine zeitlichen oder finanziellen Begrenzungen. Jeder Créateur zeigt, was er unter den bestmöglichen Bedingungen erschaffen kann. L'Artisan Parfumeur hat, wie jeder visionäre Künstler, keine Angst davor Grenzen und Formen zu überschreiten oder zu vermischen. Das Haus kennt seine Kunden und deren Wunsch nach etwas außergewöhnlichen, etwas, das ihnen das Gefühl gibt, einzigartig und individuell zu sein. So treffen Individualität in der Produktion als auch bei der Rezeption zusammen.
 
 
Als das Haus 1976 in Paris (ganz in der Nähe des Palais du Louvre) von dem Parfumeur und Chemiker Jean-François Laporte gegründet wurde, war es eines der ersten exklusiven Nischen-Duft-Häuser. Monsieur Laporte ließ sich von der Natur und dem Anspruch inspirieren, neue olfaktorische Wege zu beschreiten und Dinge besonders und getreu der altehrwürdigen französischen Parfumeurstradition zu machen und keine Düfte, sondern kleine Kunstwerke zu kreieren. Dabei vollführt das Haus den wa­ge­mu­tigen Spagat zwischen der Schönheit klassischer Parfumerie und modern-kreativen Impulsen (so zum Bsp. mit der revolutionären Entwicklung der Feigennote für den Duft Premier Figuier). In der Vision des, 2011 leider viel zu früh von dieser Welt gegangenen, Gründers (der neben L’Artisan auch die Häuser Sisley und Maître Parfumeur et Gantier gegründet hat) bedeutete Luxus, einen Duft zu tragen, in dem sich die eigene Persönlichkeit spiegelt. Das Parfum wird somit zur zweiten Haut und ist deshalb mit Bedacht zu wählen.
 
 
L'Artisan Parfumeur setzt seine olfaktorische Erforschung von Emotion mit drei neuen Düften der Explosions d'Émotions Kollektion (die 2013 mit Skin on Skin, Déliria und Amour Nocturne ihren Anfang nahm) nun mit Onde Sensuelle – Der fesselnden Leidenschaft, Rappelle-Toi – Dem Erleben der inneren Schönheit und Haute Voltige – Der eingefangenen Begeisterung (und diesen Duft möchte ich euch gerne vorstellen) fort.

Den Duft Haute Voltige hat Bertrand Duchaufour kreiert, einer der weltweit besten zeitgenössischen Parfumeure, dessen Schöpfungen stets von erstaunlicher Vielseitigkeit und Originalität geprägt sind. Sein kreativer Prozess folgt immer zwei grundlegenden Prinzipien: Zum einen glaubt er daran, dass Balance entsteht, wenn Gegensätze sich anziehen – wie Yin und Yang. Zum anderen, dass nichts wirklich verloren geht oder erschaffen wird – alles entsteht durch Umwandlung. Er verändert und dekonstruiert Düfte aus der Natur, indem er mit Gegensätzen spielt, z. Bsp. mit tierischen und pflanzlichen Duftnoten oder hellen und dunklen Duftakkorden. Zu Beginn jedes Kreationsprozesses steht eine universelle Idee, um die Monsieur Duchaufour einzelne Noten wie Worte zu einer Geschichte gruppiert.

Haute Voltige (was übrigens soviel heißt wie hoch fliegen) ist mit seiner unerwartet neckischen Kopfnote, dem sinnlichen Herzen und dem dunklen, erdigen Fond ein sehr moderner und blumig-fruchtiger Chypre-Duft, der die vor Freude strahlende großzügige Blütenpracht der Pfingstrose vorzüglich mit Patchouli und Eichenmoos verbindet und mich mit seiner extrovertierten Persönlichkeit verführt. Der Grundton wirkt auf mich vertraut und doch stellt dieser Duft eine ganz neue Erfahrung dar - spannungsvoll, vibrierend, geheimnisvoll. Das alles ist Haute Voltige und dabei stets strahlend, zart blumig und gleichzeitig sehr intensiv und präsent. Begeisterung komprimiert als Empfindung und interpretiert als eine prachtvolle, sonnige und ausgewogene Harmonie und Balance, die den Sinnen einen Reichtum von faszinierenden Nuancen, Facetten und feinsten Zwischentönen bietet. Der Parfum-Créateur selbst beschreibt seinen Duft mit den Worten:

„Ein Impuls, Extase, der Granatapfel wird zur Waffe der Verführung! 
Und kreiert gemeinsam mit der Pfingstrose ein metallisches Strahlen…“
- Bertrand Duchaufour.

Wäre Haute Voltige…
…eine Kunst: Leidenschaftlicher Tanz
…eine Farbe: Fuchsia
…eine Musik: Samba
…ein Wein: Champagner – stilvoll, hochwertig, prickelnd
…ein Schmuckstück: Extravagante Ohrringe
…ein Sprichwort: „Lebensfreude ist ein hochinfektiöses Gefühl.“ (D. Wynot)

Die Arbeit an der Explosions d'Émotions Kollektion stellte auch dieses Mal Bertrand Duchaufour vor eine immens große kreative Herausforderung. Sein Ansporn war es, die außergewöhnlich starke Kraft von Gefühlen, wie in diesem Fall die der Begeisterung, kompromisslos in eine olfaktorische Kreation zu übersetzen.

Bekanntermaßen ist der Geruchssinn der erste Sinn überhaupt im Leben, der uns prägt und direkt zur Seele führt. Düfte wirken im menschlichen Gehirn, ohne vorher durch rationale Betrachtung über das für die Vernunft zuständige Großhirn gefiltert zu werden, unmittelbar auf das limbische System, den Ort der Gefühle und der unbewussten Wahrnehmung. Unsere erste Reaktion auf Gerüche ist also unbewusst und vor allem emotional. An genau diesem Punkt setzt die Explosions d'Émotions Kollektion an und entwickelt aus dem bekannten Parfum-Repertoire überraschende Neuinterpretationen und verlinkt Sinneseindrücke miteinander, um Momente, Erlebnisse und Emotionen über Gerüche darzustellen und hervorzurufen.

Bertrand Duchaufour wollte Emotionalität in olfaktorischer Kunst einfangen und weitab des üblichen pyramidalen Duftaufbaus etwas erschaffen, das wir so in dieser Struktur und Zusammensetzung noch nicht kannten und auch nicht erwartet hätten und das sich den gewöhnlichen Normen kraftvoll entgegensetzt – alles ist möglich, wenn es zur Komposition passt, so verbinden sich synthetische Moleküle mit nuancenreichsten natürlichen Duftstoffen. Ziel, Intention und Anspruch für Les Explosions d'Émotions ist es neue Atmosphäre und neue Akkorde sowie Harmonien zu erkunden, um mit den daraus gewonnenen Inspirationen unerwartete Düfte, die etwas provokatives an sich haben, zu kreieren.
 
Duftkomposition
Kopf: Granatapfel, Schwarzer Pfeffer
Herz: Rote Pfingstrose, Wacholderbeeren
Fond: Ein Chypre-Akkord mit Hölzern, Eichenmoos, Patchouli und Balsamtanne
 
Mein erster Eindruck von Haute Voltige ist ein bewundernswertes Stauen, welch olfaktorische Komplexität Bertrand erschaffen hat. Zu Beginn präsentiert der Duft mit Nonchalance eine leichtherzige und dabei doch fulminante Fruchtigkeit. Sobald sich der Duft auf der Haut legt, geht er in die Tiefe und enthüllt viele verwobene Nuancen und Facetten. Fünf Tage lang habe ich Haute Voltige getragen im Bemühen, diesen Duft zu verstehen und sein Geheimnis zu ergründen, um euch seine Geschichte zu erzählen.

Bertrand Duchaufour eröffnet die Explosion der Freude und Beigeisterung in Haute Voltige mit dem Granatapfel. Neben Oliven, Feigen und Weintrauben gehört der Granatapfel zu den ältesten Früchten und soll schon seit antiken Zeiten kultiviert worden sein. Der Legende nach wuchs er aus dem Blute Dionysos, dem griechischen Gott des Weines, der Freude, des Wahnsinns und der Ekstase (somit ist diese Frucht wie prädestiniert dazu diesen Duft zu eröffnen) und wird deshalb auch die paradiesische Frucht der Götter genannt (was für eine schöne Bezeichnung). Eine faszinierende Frucht, die in der Kunst Leben und Fruchtbarkeit, aber auch Macht, Blut und Tod symbolisiert, leider aber noch eine selten präsente Note in der Parfumerie ist (ad hoc fällt mir nämlich nur Pomegranate Noir von Jo Malone ein).

Granatäpfel sind das Obst meiner Kindheit. Ich kann mich gut an den süß-sauren Geschmack erinnern und wie fasziniert ich davon war diese große, orangerote, saftige Frucht mit den Hunderten kleiner Kerne, die in ihrem intensiv leuchtenden blutroten Fruchtfleisch stecken, zu essen (das war nebenbei gesagt leichter gesagt als getan und jedes Mal eine Herausforderung, ob auspressen und trinken, aufschneiden und ausklopfen oder auslöffeln).

Ich öffne die goldene Verschlusskappe des Flakons und nach dem Sprühen scheint der Granatapfel mit seiner prickelnden Fruchtigkeit und Säure förmlich zu explodieren und die etwas exotisch-anmutenden Gestalt der Frucht mit ihrer ledrigen Haut und harten, rot-glänzenden Schale in Einzelteile zu zerbrechen. Der Auftakt läßt meine Sinne erwachen und nimmt all meine Aufmerksamkeit gefangen. Er gestaltet sich sehr frisch und süß-herb und überaus saftig und aromatisch und sehr dicht und kraftvoll komponiert. Es kommt mir vor, als ob es ein tiefroter (ja fast schon imaginärer) Granatapfel-Duft ist mit vielen fruchtigen, holzigen, würzigen, balsamartigen Akzenten, die vor Säure knistern und ein kribbelndes Gefühl auf meiner Haut hinterlassen. Bereits diese Ouverture ist sehr interessant, da sie mir nicht leicht und flüchtig vorkommt, wie sonst eine Dufteröffnung gestaltet ist, sondern sich von einer beeindruckenden Präsenz und fruchtigen Schwere präsentiert. Die fruchtige Kopfnote strotz mit ihrer roten Frucht nur so vor Lebensfreude und lässt ein Gefühl von spannender Erwartung entstehen (die Art wie Bertrand die Energie in Haute Voltige interpretiert hat, erinnert mich an seine Kreation Bombay Bling für Neela Vermeire Créations). Diese erste Impression wirkt kühl und warm zugleich, freundlich und doch auch distinguiert. Damit scheint mir wird dem Parfum ein Charakter von Modernität und Originalität verliehen. Doch der fruchtig-aromatische und rubinfarbene Granatapfel-Nektar ist nur das Prélude zu einer sinnlichen Mélange aus leicht gewürzten Blüten.
 
 
Nun beginnt sich langsam die Fruchtigkeit in Blumigkeit zu verwandeln und um unsere Gunst zu buhlen. Die dunkel-aromatische Fruchtsüße umhüllt im Zentrum des Duftes eine wunderbare Nuance aus luftigen, kühlen und filigranen, wohl noch taubenetzten, von Ozon belebten, durchlüfteten und nahezu mit metallischen Akzenten verzierten Pfingstrosen-Duft mit seinem opulenten und wunderschönen, fast berauschenden rosig-zitronigen und honigartig-süßlichen Aromen-Kontrastreichtum. Bertrand Duchaufour hat wunderbar den ersten Duft der Pivoine (die seit jeher als Symbol der Schönheit gilt) eingefangen, den sie sanft im Licht changierend verströmt, wenn sich im Mai ihre ersten Blüten öffnen und uns mit ihrem sinnlichen Duft und atemberaubenden Farben- und Formenspiel betören.

Dabei hat Bertrand nicht bloß die Blütenblätter der Pfingstrose verflüssigt, sondern deren natürlichen Duft wie einen Farbfächer vor sich gesehen und ihn bearbeitet. Die Nuancen vermischt, in die einzelnen Moleküle, wobei jedes von ihnen seinen eigenen Duft hat, zerteilt und manche unerwünschte Nuancen gelöscht und aus dem natürlichen Destillat herausgefiltert. Jahrelange Übung hat in Duchaufours Gehirn ein riesiges Duftarchiv entstehen lassen, das er systematisch durchgeht, um Note für Note die Natur eines Duftes zu ergründen. Dabei kommt das Komponieren eines Dufts der Lyrik gleich. Nicht nur die Nase, sondern auch die Augen und Ohren sind Bertrand Duchaufours Werkzeuge. Denn in der Parfumerie geht es um das Gedächtnis, um das Benennen von Gerüchen und das Aufschreiben der Formel der Moleküle, wie eine Sprache. Bertrand spricht in diesem Zusammenhang von einer Duftsemantik und der Beherrschung von Worten und Grammatik. Damit schreibt Duchaufour olfaktorische Geschichten und ich bewundere sein Gespür für dieses Geschichtenerzählen. Es erinnert mich an Gustave Flauberts Streben nach dem mot juste - dem perfekten/idealen Wort. Genau wie Flaubert einen spannenden und mitreißenden Roman schrieb, in dem jeder Satz so komponiert gewesen ist wie der Vers in einem Gedicht, so sehe ich unmittelbar an jeder Duftnote von Duchaufour, welche Rolle Worte, deren Melodie und Rhythmus, in seinen Duft-Erzählungen spielen und wie kunstvoll alles gebaut ist, oft sogar gegen die Regeln der traditionellen Duftanalyse.
 
Bertrand Duchaufour führt seit 2007, als Haus-Parfumeur von L'Artisan, die Leidenschaft von Jean-François Laporte fort.
 
Diese florale Harmonie, die Eleganz und Anmut in Vollendung ausstrahlt, wird von einer pulsierenden, leicht-feurigen Schärfe von frisch-würzigen und trockenen schwarzen Pfeffer und angenehmen fruchtig-herben und grün-krautigen Wacholderbeeren durchdrungen. Die Gewürze schwärzen die roten Blüten der Pfingstrose und verleihen dem Fond zusehends Wärme. Die Übergänge der Duftnoten werden nun seidenweich-fließend und obwohl die Pivoines-Blüten leicht in den Hintergrund abgleiten, verblassen sie zu keinem Moment gänzlich, sondern werden lediglich leiser. So entsteht eine sinnliche Verbindung von Gewürznoten und floralen Akzenten (es macht deshalb eine große Freude diesen Duft zu erkunden und zu genießen). Die erdig-ledrigen und moosig-holzigen Nuancen von Eichenmoos und Patchouli mit seinem schweren und lang anhaftenden süßlichen, rauchigen, waldig-herben und zugleich balsamischen Duft (der mit seinen Noten insbesondere den holzigen Aspekt dieser Komposition akzentuiert), offenbaren einen vibrierenden Spannungsbogen, der für Tiefe und Volumen beim finalen Ausklang sorgt, in dem er Substanz, Wärme und Reichhaltigkeit und eine verführerische, warme und sinnliche Komponente verleiht und darüber hinaus den charakteristischen Chypre-Akzent unterstreicht (die Duftnoten wirken, trotz ihrer ätherischen Präsenz, überraschend filigran und perfekt ausbalanciert). Zudem vervollkommnen Hölzer und Balsamtanne (die Rinde der Balsamtanne kann ein Duftstoffäquivalent produzieren, das holzig, trocken, balsamisch, etwas tabakartig bis bouquethaft mit aphrodisierendem Einschlag riecht und stark dem aus Pottwalen gewonnen Ambra ähnelt) die emotionale Komplexität und Ausdruckskraft des Basisakkords und hinterlassen einen berauschend würzigen Eindruck, der diese Duft-Kreation auf meiner Haut leuchten läßt.
 
Begeisterung ist eine erstaunliche Regung der menschlichen Seele, hochinteressant und sehr bewegend und ich erinnere mich an eine Überraschung, mit der mich mein Freund vor ein paar Wochen verzaubert und begeistert hat. Es war ein Spätsommerabend und eigentlich wollten wir mit Freunden zu einem Open-Air Konzert in die Berliner Waldbühne, doch mein Freund entführte mich auf die Dachterrasse des Hotel de Rome zu einem romantischen Candle-Light-Dinner im Mondschein. Welch eine wundervolle Kulisse, um Zweisamkeit zu zelebrieren, als die Sonne den Himmel in rötliches Licht tauchte und wie ein riesiger Ballon am Horizont unterging, als wir auf die beeindruckenden Gebäude Unter den Linden und über die historische Mitte Berlins blickten, mit der Humboldt-Universität im Hintergrund und der Kuppel der Hedwigs Kathedrale zum Greifen nah. Wir waren ganz alleine. Eine laue Brise umwehte uns. Alles war in weiß dekoriert. Um uns herum grandiose Blumen-Arrangements. Uns erhellten nur die Lichter der Stadt und sanftes Kerzenlicht und wir genossen kulinarische Köstlichkeiten aus der hauseigenen Küche des Hotel-Restaurants Parioli (mein Fa­vo­rit war natürlich das Dessert - Profiteroles mit Früchten). Über uns die Sterne (und unter uns 15 Zentimeter dicke Stahltüren im Spa-Bereich im Untergeschoss des Hotels, sie zeugen von der Vergangenheit des ehemaligen Hauptsitzes der Dresdner Bank, wo einst Goldreserven, Schmuck und Noten sicher lagerten). Wir tanzten eng umschlungen. Dazu erklangen romantische Klänge leiser Musik. Ein Duo aus Violine und Harfe verzauberte uns mit Melodien von Sehnsucht, Freude und Melancholie mit musikalischer Dynamik von Pianissimo bis hin zum Forte (und ohne großes Orchester konnte jede Nuance wahrgenommen und genossen werden).
 
 
Das war ein Moment voller Herzklopfen und ungekannter Leichtigkeit, der uns vom Trubel des Großstadtdschungels entfliehen liess und in dem wir uns sehnten, dem anderen nahe zu sein und uns wünschten, die Zeit möge still stehen. Die Sinnlichkeit eines Abends eingefangen in einem Augenblick. Das war ein Moment purer Begeisterung, mehr noch, ein Moment, als sich die Beigeisterung zu Euphorie steigerte und der Moment nahezu leibhaftig fassbar und physisch wurde und Adrenalin unsere Körper flutete und die Emotionen eine Gänsehaut erzeugten.
 
Was wäre ein Moment purer Begeisterung für euch? Ein Fallschirmsprung aus dem Flugzeug oder am Bungee-Seil von der Brücke hinab in die Tiefe oder vielleicht ab in die Höhe mit einem Heißluftballon oder doch etwas bodenständiges? Bei meinem letzten Urlaub auf Sizilien erlebte ich ein eindrucksvolles Spektrum von imposanten Impressio­nen einer klassischen Reitkunstvorführung mit Lipizzanern (der älteste Kulturpferderasse Europas) am Strand. Es war traumhaft, wie grazil die edlen Pferde mit schneeweißen Schweifen zu südländischen Klängen über den Strand schwebten, um dann zu rhythmischer Musik anmutig zu tanzen. Einen Hauch von Leichtigkeit, Eleganz und Harmonie versprühte die Passage, ein Pas de Trois, verschiedene Dressurlektionen und ein Formationsreiten. Ein besonderer Genuss für das Auge war eine einhändig gerittene Kür, zu sehen, wie die vorzügliche Haltung und Schönheit von Pferd und Reiter sinnfällig mit der zu hörenden Musik korrespondierte, löste atemberaubende Begeisterung und Nervenkitzel pur aus - meine Augen erstrahlten, meine Wangen erröteten und ich wünschte mir, ich hätte doch nicht so viel Angst vor diesen wundervollen (wenn auch für mich leider viel zu großen) Geschöpfen. Oder sind es doch die kleinen Dinge im Leben, die euch begeistern, wie ein süßes Lächeln, ein liebes Wort, eine blühende Blume?
 
Es ist die ungewöhnliche und neuartige Kombination von traditionellen und abstrakten Essenzen, die den konzeptstarken Duft eben zu einer für Bertrand Duchaufour typischen Kreation macht, die mir imponiert, weil sie eine gewisse Dramaturgie in sich birgt, die mich berührt und in ihre Geschichte involviert. Seine Besonderheit verdankt der Duft dem geistreichen und gewagten Kontrast in der Struktur zwischen funkelnder Kopfnote und einer umhüllenden warmen Entwicklung der verführerischen Herz- und Fondnoten auf der Haut. Das Konzept wird getragen vom überraschend ausgewogenen Kontrast zwischen dem fruchtig-floralen Akkord und dem warm-holzigen Patchouli-Eichenmoos-Fond. Das Ergebnis ist eine überraschende Neuinterpretation eines Chypre-Dufts.

Bertrand Duchaufour hat in der Tat mit Haute Voltige seine Vision eines olfaktorischen Höhneflugs vor Begeisterung meisterlich umgesetzt. Sein Duft erscheint mir als Einladung, um klug komponierte Duft-Kombinationen und selten schöne Rohstoffe zu erforschen – einzigartig in Qualität und Esprit fernab vom Überfluss beliebiger Duftwässerchen. Damit manifestiert Monsieur Duchaufour den Anspruch von L'Artisan Parfumeur eines der weltweit innovativsten und künstlerischen Parfumhäuser zu sein einmal mehr eindrucksvoll.
 
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              Fotos © L'Artisan Parfumeur