ROADS CLOUD 9, GRADUATE 1954, NEON, SUPERNOVA, WHITE NOISE

http://lamourenflacon.blogspot.com/2014/07/roads-fragrances-teil-ii.html
 
Nachdem ich euch das Konzept der ROADS Luxury Group und die wunderschöne und sympathische Gründerin Danielle Ryan im Interview en détail vorgestellt habe, lade ich euch zum 2. Teil unserer spannenden Erkundungsreise der ROADS Fragrances ein. Selten habe ich eine Parfum-Kollektion kennen gelernt, bei der mich jeder Duft fasziniert hat. Ich bin beeindruckt, wie die außergewöhnlichen Kreationen der Irin höchste Handwerkskunst sowie erlesenste Ingredienzien verbinden und der Prämisse folgen, Exzellenz in jeder Facette zu erschaffen unter der Konzeption völliger kreativer Freiheit. Die Parfums entstehen dabei nicht traditionell und primär anhand von Inhaltsstoffen, sondern werden aus Vorstellungen, persönlichen Erinnerungen, kleinen Anekdoten und Träumen geboren und aus der Fertigkeit, diese kreativen Impulse zu verwirklichen. Erst dann stellt Danielle Ryan Überlegungen an, welche Duftstoffe diese Geschichten am besten reflektieren würden. Ist das nicht ein reizvoller Ansatz der Parfumherstellung? Luxus liegt eben im Detail, hinter dem eine Idee steckt und das makellos verarbeitet wird. Somit schenken uns die Düfte weitaus mehr, als nur eine schöne Parfumierung. Sie folgen dem Anspruch eine Geschichte zu erzählen. Denn das Geschichtenerzählen ist eine große Leidenschaft der jungen Schauspielerin.

 
Die Düfte charakterisieren sich durch Offenheit und entsprechen niemals einem Klischee. Die Kunst liegt darin, sich die Düfte selbst zu erschließen, sich darin wiederzufinden, sich von ihnen inspirieren und sie zu einem Teil unserer persönlichen Welt werden zu lassen. So gleichen sie einem olfaktorischen Accessoire, einem treuen Begleiter, der mit uns gemeinsam Geschichten erlebt und sich mit uns zusammen daran erinnert. Welch ein großes Vergnügen ist es somit diese Düfte für sich zu entdecken. Das Ergebnis ist eine kühne Mélange aus sanften Akkorden, in denen intensive Duftnoten zusammentreffen und zu einem delikaten und perfekt ausbalancierten reichen Aroma von zurückhaltender Kultiviertheit verschmelzen. Dabei entströmt die Schönheit der Parfums einzig ihrem Duft, in dem Simplizität auf Eleganz und Extreme trifft, ohne unsere Aura zu überstrahlen.

Ich freue mich nun unsere olfaktorische Reise fortzusetzen und über Danielles ganz persönliche Geschichten, die sie mit den Düften verbindet, erzählen zu können. Vielleicht findet ihr euch darin wieder oder beginnt neue Geschichten mit den Düften zu erzählen...

WHITE NOISE

Die technischen Mittel von heute sind faszinierend und ihr unglaubliches Potenzial erweitert unsere Kommunikationsmöglichkeiten nahezu ins Unbegrenzte. Dank Smart Phones hat heute fast jeder das Internet in der Hosentasche, ist permanent online und steuert mit dem Tablet-PC die Wohnungselektronik von unterwegs. Wir erleben eine weltweit vernetzte Kommunikation. Doch scheint die damit verbundene Reizüberflutung nicht manchmal fast schon den menschlichen Geist zu überfordern? Technologien verschaffen uns Komfort und eine komplette Verfügbarkeit, doch verändern sie auch die Art, wie wir uns informieren, einkaufen und Kontakte pflegen. Denn die Technologien von heute und der daraus entstehende digitale Lifestyle sind überall und stets aktiv. Dabei nehmen wir Technologie um uns herum gar nicht mehr bewusst wahr und natürlich auch nicht unsere Abhängigkeit von ihr.
 
Mit White Noise wollte Danielle Ryan eine olfaktorische Hommage an die Technologien, die uns heutzutage ständig im Alltag umgeben, kreieren. Danielle ließ sich von dem Zustand einer statischen Stille inspirieren, in der oberflächlich gesehen alles ruhig zu sein scheint, aber bei genauer Betrachtung alle Gadgets, der Fernseher und der Computer im leise summenden Stand-by-Modus weiterlaufen. Aus diesen Assoziationen entwickelten sich die Inhaltsstoffe für dieses sehr clean-anmutende und blumig-fruchtige Parfum, das mich durch einen Hauch Kühnheit und Wagemut besticht.
 
 
Zunächst beginnt der Duft ganz und gar nicht pianissimo. Von einer statischen Stille gibt es keine Spur. Es vibriert und jubiliert geradezu vom herb-säuerlichen Fruchtgeschmack der aromatischen Bitternoten von weißer Grapefruit. Ihr quirliges Aroma entfaltet sich zusammen mit der angenehmen Fruchtsäure vom grünen Apfel und den süßen, fruchtigen und zart blumigen Akzenten und spritzigen Zitrusfacetten der Mandarine (wusstet ihr, dass die Mandarine in der traditionellen chinesischen Kultur aufgrund ihrer Form und Farbe ein Symbol der Sonne ist? ...ihre Aromen rufen in der Tat ein Gefühl von Sonne hervor und sind ein akzentuierender Gegenpol zu dem überaus floralen Herzen). Diese fruchtigen Aromen sind jedoch nur sehr zart, fast nur marginal wahrzunehmen und dienen als Garnitur, um die facettenreichen Duftnuancen der Grapefruit heraus zu modellieren. Dank einer sehr sanften Verarbeitung gelingt es alle Duftmoleküle ganz fein miteinander zu verweben, um den vollkommen erfrischenden Auftakt zu unterstreichen. Es entsteht eine wahrhaft glühende Duftsynergie, die ausschlaggebend für die Strahlkraft des Dufts ist.
 
Duftkomposition
Kopf: grüner Apfel, Zitronenmelisse, Mandarine, Grapefruit
Herz: Iris, Veilchen, Heliotrop, Tuberose, Jasminblüten, alte Rose
Basis: Zedernholz, Sandelholz, Bernstein und Vanille
 
Ein blumiger Odeur entwickelt sich nun und leitet zur einer wunderschönen Blütenpracht über, die die Schönheit des Parfums in der Herznote intensiviert. Und White Noise hat wahrlich pure Schönheit im Herzen und interpretiert damit die Kategorie klassischer Düfte aus feinen Blüten auf eine ganz eigene, sehr bezaubernde und deliziöse Weise.

Die Iris spielt hier die Hauptrolle und ist eine ganz besondere Blume. Sie ist nicht sehr häufig in Blumensträußen oder in Düften zu finden, denn sie ist sehr zart. Ihr Name leitet sich von der griechischen Götterbotin Iris ab, die der Legende nach auf einem Regenbogen vom Himmel auf die Erde kam und als sie den Boden berührte, erblühten Blumen aus ihren Fußspuren. Erstaunlicherweise können wir auch alle Regenbogenfarben in der Iris wiederfinden. Ihre Duftaura ist mystisch, elegant, pudrig, ein wenig kühl und nimmt das ganze Herz von White Noise ein. Diese floralen und gehaltvollen Noten der Iris machen den Duft sanft und verführerisch und werden mit den blumig-holzig duftenden Veilchenblüten und dem pudrigen, an Vanille-Meringue mit Mandeln erinnernden, Charakter von Heliotrop flankiert. Das Spiel von warmen Heliotrop und kühlen, schüchternen Veilchen veredelt zudem das honigartige und süßlich-blumige Duett der weißen Blüten von Tuberose und Jasmin, deren überwältigende grüne, leicht herbe und frische Kanten von samtig-warmen Rosen imposant unterstrichen werden.

Der Duft hat etwas sehr Klassisches, wie ich finde. Diese Komposition der zarten Blüten mit dezenten orientalischen Anklängen ist großartig. Die Konzentration sorgfältig bedacht. Die Iris pulsiert im Zentrum von White Noise und entwickelt prächtige grüne und puderige Akzente. Es scheint mir, als wären alle anderen Blütenaromen, um die Iris komponiert worden, um ihr diesen brillanten Duft zu entlocken. Ich fühle mich, als wäre ich in dem berühmten Giardino dell'Iris in Florenz, wo eisblaue (und wahrhaft gigantische) Irisblumen unterm Silberlaub alter Olivenbäume in verschwenderischer Fülle und Farbenpracht erblühen. White Noise bettet sich später mit samtig-wärmenden und lang anhaftenden Aroma edler Hölzer (dabei wird die Weichheit von sanften Sandelholz durch die Intensität von Zedernholz belebt), balsamischen Harzen und einem Hauch süßer Vanille zur Ruhe.

Dieser Duft hat eine immense Strahlkraft und einen ausdrucksstarken Aufbau mit klaren und eindeutigen Merkmalen. Seine frische, schlichte und luftige Duftstruktur bleibt bis zum Schluss sehr linear, wie ein sanfter Hauch von Blumenkuss mit zitrischen Charme. Eine perfekte Komposition aus ungezwungener Lässigkeit, klarer Ausgewogenheit und bewusster Zurückhaltung. Im Grunde sind alle Duftnoten ziemlich schnell präsent, sobald wir White Noise riechen. Und dann verblassen die vergänglichen Elemente, wie Früchte und Blumen. Zurück bleibt Holz, an dem der Duft bis zu den Wurzeln und dem süßen Harz herabgleitet, um auf diesen Noten auszuklingen. Es ist eine moderne Interpretation von Stille, wie Danielle Ryan es selbst beschreibt und das in einer minimalistisch-modernen und sehr sanften Chypre-Komposition verewigt. Mit White Noise können wir dem Zwang der digitalen Aktivität entfliehen und einen Moment der wahren Besinnung auf das Wesentliche im Leben genießen. Denn ist die Ruhe nicht ein Gedicht?
 
Ob White Noise der Duft der Technologie ist? Das herauszufinden liegt nun an euch.

SUPERNOVA

Schauen wir bei Nacht zum Firmament empor, können wir Tausende von Sternen funkeln sehen. Dabei gleicht kein Stern dem anderen. Es gibt helle und dunkle, rot leuchtende oder eher blaue. Sterne durchlaufen natürlich auch eine Entwicklung - wachsen, verglühen allmählich oder enden in einer spektakulären Explosion – einer Supernova. Die Leuchtkraft der explodierenden Hülle eines Sterns kann sich dabei auf das Milliardenfache seiner ursprünglichen Leuchtkraft vergrößern. Er leuchtet dann heller als die gesamte, aus Milliarden von Einzelsternen bestehende, Galaxie und als farbenprächtiger Nebel noch sehr lang weiter.

Inspiriert von dem Schauspiel einer Supernova, das sich einem bietet wenn die letzten, energiespendenden Strahlen der untergehenden Sonne verblassen, sich der Himmel dunkel tönt und ein strahlendes Leuchten erscheint, das Sinnbild einer unvorstellbar großen sich entladenen Energie ist, entstand ein Duft, der Spannung erzeugt, uns einen gigantischen Lebensquell offenbart und einer Explosion der Sinne gleichkommt.
 

Eine überwältigende Kaskade aus Früchten und verführerischen Blütennoten, mit dem Zauber magischer Farben, lodert auf wie eine Flamme mit einem wunderbaren Aufblitzen strahlender Zitrusnoten mit frischen, fein-herb-prickelnden und fruchtigen Duft von Petitgrain (einem ätherischen Öl, das aus den Blättern verschiedener Zitrusbäume gewonnen wird). So verwundert es nicht, dass der erste Akt nach einer sonnendurchglühten Woge aus süßer Orange, spritzig-sprudelnder Zitrone, fruchtiger Mandarine, säuerlich-belebender Bergamotte und leicht bitterer Grapefruit duftet. Immer üppiger und dichter wird der Eindruck von Frische. Damit wird perfekt die schelmisch-verspielte Seite dieser leicht säuerlich-fruchtigen Sonnenkonzentrate inszeniert. Eine erfrischend-belebenden Duftmischung entwickelt sich schlagartig, die mit sanfter Nektarsüße von Lindenblüten und deren Honig-Vanille-Aromen sowie kräftig-würzigen, balsamisch-blumigen Wacholderbeeren, die einen rauchig-ledrigen, grün-krautigen Koniferenduft verströmen, akzentuiert wird und den Blick auf das Herz preisgibt. Und das Herz ist eine große Überraschung. Ein derartiger Auftakt mit Zitrusnoten erinnert an einen edlen Eau de Cologne Stil und würde eigentlich eine Fortsetzung mit Blüten vermuten lassen. Doch weit gefehlt. Das Herz dieser Supernova zeigt eine überraschend kraftvolle Duftspur - warm und likörig, wunderbar gewürzt und gesüßt. Ist es Gin? Cognac? Oder vielleicht Sherry?
 
Duftkomposition
Kopf: Petitgrain, Bergamotte, Grapefruit, Lindenblüten, Wacholderbeeren
Herz: Cognac, Ingwer, Kardamom
Basis: Zedernholz, Eichenmoos und Bernstein
 
So vermischen sich die Nuancen aus der kristallklar-erfrischenden Ouverture mit einer filigranen, schön gereiften und wärmenden Spirituosennote (die an Düfte aus dem Hause Frapin oder von Kilian Hennessey erinnert), die mit intensiven Gewürznuancen vom aromatischen, ein wenig bitter angehauchten und herb-fruchtigen Ingwer und trockenen, einen rauchigen Akzent entwickelnden Kardamom akzentuiert wird. Diese Gewürzmischung wird intensiver (ja dunkler), als würden wir die Gewürze im Mörser zermahlmen, steigen die ätherischen Öle auf und ein prickelndes, elektrisierendes Gefühl entsteht. So gelingt es dem Parfum einen ganz neuen und verblüffend modernen Effekt zu verleihen. Kostbar und einzigartig, voll fesselnder hell-dunkel Kontraste und würziger Akzente. Bevor der Duft schließlich einen balsamischen Duft von Zedernholz atmend und mit Eichenmoos angenehme ambrierte Aromen verströmt und mit rauchiger, holzig-trockener Harzwärme geerdet wird. Wie ein Geysir sprudelt ein Strahl aus Licht und Energie aus der Tiefe des Flakons und der Duft, der sich zu einem fruchtigen Sorbet verdichtet und eine körnige Frische freigibt, löscht unseren Durst und macht Lust darauf, sich immer wieder damit zu erfrischen.

Die Supernova Geruchsexplosion ist leicht süß, sehr zirtisch, herb und kühl zugleich, wie ein Törn mit einer Segelyacht im Mittelmeer. Unendliche Weite, frischer Wind und warme Sonne wecken unvergleichliche Gefühle: Enthusiasmus, Freiheit und Leichtigkeit. Stellt euch nur mal vor, wie das Boot in Schräglage die heranrollenden Wellen schneidet und sich seinen Weg durch die aufgewühlte See bahnt. Gischt spritzt übers Vordeck und ein böiger Südostwind trägt honigartige Aromen blühender Bäume und den flüchtigen Duft von Rosen, herb duftenden Geranien, lieblichen Nelken vom Festland und vermischt sie mit Kräutern, Gewürzen, dem Geruch vom frisch geschnittenen Gras und moosigen Wiesen der nahenden Insel und dem Aroma des Wassers, als hätte sich das Meer kokett parfumiert. Ich könnte stundenlang an Deck liegen und zuschauen, wie das Wasser türkisblau im Sonnenschein, der ab und an durch die gesetzten Segel blinzelt, glitzert und ein Meeresaquarell mit glänzenden Reflexionen kreiert während dichtbewachsene Granitbrocken an der Küste unwirklich in Hellbeige, Ockerrot oder Grauschwarz schimmern. Jetzt würde ein erfrischender Sprung ins blaue Nass genau zur rechten Zeit kommen. Spürt ihr den erfrischenden Fahrtwind? Der Genuss von Supernova wird zu einem ähnlich unvergesslichen Erlebnis.
 
NEON

Kennt ihr den Zauber der kleinen Dinge? Schöne Momente gemeinsam mit euren Liebsten zu erleben... Von der aufgehenden Sonne beim Laufen früh am Morgen begrüßt zu werden und dabei den Geruch frisch gemähter Wiesen zu schnuppern... Neue Erfahrungen und Menschen kennen zu lernen... Tiefsinnige Gespräche zur blauen Stunde zu führen... Ein Picknick am See... Das Fieber einer Stadt, in das ihr eintaucht, um euch zu amüsieren... All das sind perfekte Moment. Plötzlich ist der Alltag mit seinem grau in grau vergessen und wir sind einfach glücklich und zufrieden. Denn es sind die Kleinigkeiten, denen der stärkste denkbare Zauber innewohnt. Sie besitzen Strahlkraft bis ins Innerste der Seele. Weit mehr noch als die unerreichbar großen Wünsche, nach denen wir alle streben. Neon fängt das Gefühl von Freude erfüllt zu sein und die Fähigkeit, auf gelassene Art das Leben zu genießen in einem blumig-fruchtigen Duft ein und feiert die Hingabe an den Moment. Denn Glück ist, was passiert, wenn wir uns ganz auf den Augenblick konzentrieren. Der Duft ist eine Hommage an die joie de vivre - die Freude am Leben und verkörpert perfekt Danielle Ryans unnachahmliche Betrachtung des Lebens und der Kreativität. So verbindet Neon, wie ein Kunstwerk, verschiedenste Eindrücke mit einem Spritzer Exzentrik und einer Auswahl knallbunter fröhlicher Farben.
 
 
Und so beginnt Neon recht ungewöhnlich mit Noten eines wohlduftenden würzigen Bouquets aus der feurigen Schärfe von Muskatnuss und den aromatischen Aromen von Zimt. Diese Gerüche wecken traditionell Kindheitserinnerungen und Winterbilder, doch nicht bei Neon. In dieser Komposition kommen neue, unbekannte Facetten der Gewürze zum Vorschein. Nicht lieblich und süß werden sie interpretiert, sondern scharf, würzig und schwer. Als Kontrast dazu entfalten sich im Herzen die vanillig-blumigen und leicht-mandelig anmutenden Aromen von Heliotrop (das ist übrigens die Lieblingspflanze von Schmetterlingen und auch wir Menschen werden von den farbenfrohen und duftintensiven Hecken angezogen, weil sie uns mit ihren Duft-Nuancen an frisch gebackenen Kirschkuchen erinnern und verdienterweise auch "Kirschkuchenblume" genannt werden). Der strahlend-blumige Duft von wilder Iris, der mich hier an den süßen und blumig-fruchtigen Veilchenduft mit seinen kühlen Noten denken lässt, gesellt sich hinzu und verleiht Neon eine strahlend-fruchtige Harmonie und einen frischen und pudrigen Charakter, der von feinen Tröpfchen aus der milden, süßen Würze köstlicher Vanille eingerahmt wird. Das Finale erreicht Neon mit einer beruhigenden Mélange aus intensiven, edlen, holzigen Aromen, deren nachklingende Noten eine verzaubernde Aura entwickeln.
 
Duftkomposition
Kopf: Muskatnuss, Zimt
Herz: Heliotrop, wilde Iris, Vanille
Basis: holzige Aromen
 
Neon ist ein eleganter, moderner und zeitloser Duft mit einem ausgeprägten holzig-würzigen Charakter, der die Sinnlichkeit und die Freuden des Lebens in kleinen Pausen im lauten und hektischen Orchester des Lebens zelebriert. Zu solchen kleinen Freuden gehört es auch ab und wann aus dem Alltag auszubrechen und daran scheint uns Neon mit seinem bunten und lebhaften Farben und Lichtern erinnern zu wollen.

CLOUD 9

Cloud 9 und der 7. Himmel liegt nur einen Sprühstoß entfernt. Ist das tatsächlich so einfach? Olfaktorisch gesehen... Ja! Der Duft vermittelt das herrliche Gefühl von Luft, als würden wir zwischen weißen und weichen Wolken durch Raum und Zeit schweben. Der Duft symbolisiert auf perfekte Weise die Leichtigkeit der Sinne mit seinen beruhigenden, sehr reinen und subtilen Nuancen - fast ein bisschen an den warmen, gemütlichen und sanften Duft von Milch erinnernd, ein Aroma, das blumige Komponenten und süße Aromen in Düften vorzüglich verfeinert.

So erinnert mich Cloud 9 auch tatsächlich an eine leichte Duftwolke, die uns nach dem duschen begleitet, wenn wir zum Duschgel die passend duftende Körpercreme aufgetragen haben. Im Gegensatz zur dieser Duftwolke, die sich nach ein paar Momenten verflüchtigt, begleitet uns Cloud 9 dezent den ganzen Tag hindurch. Ein idealer Duft für alle, die nicht über ihren Duft definiert werden wollen – vergleichbar mit dem Nude-Look beim Makeup. Damit eingenebelt fühle ich mich pur und frisch. Ich liebe auch den leichten Geruch, der weltbekannten Creme im blauen Tiegel mit den fünf weißen Buchstaben, den wir alle aus unserer Kindheit kennen und lieben und der sich darin zu verstecken scheint (ihr Duft schenkte bereits Francis Kurkdjian olfaktorische Inspirationen). Cloud 9 riecht so cremig, wie ich es sonst noch bei keinem anderen Duft festgestellt habe – helle, weiße und wunderschöne Akkorde lassen einen pudrig-floralen Duft von graziöser Eleganz entstehen, der hin - und herflattert zwischen Augenblicken der Lebendigkeit und stiller Sanftheit.
 
 
Cloud 9 empfängt mich mit der beruhigenden Wirkung vom ätherischen, fruchtigen, würzigen, blumig duftenden Kamillenöl (der Name der Kamille leitet sich vom griechischen "chamaimelon" ab, was so viel wie "Apfel auf der Erde" bedeutet und tatsächlich duftet die Kamille auch etwas nach Apfel, wenn wir genauer darauf achten). Diese warme und feine Impression geleitet uns zum Herzen des Duft, wo frische Geranien ihr minzig-fruchtiges und angenehm rosiges Aroma entfalten und anfangs auch einen grünen Duft mit Orangenblüten-Akzenten verströmen. Alsbald kommen weiße, verführerisch-süße, sonnige, voll-blumige Noten von Jasmin hinzu und erzeugen in diesem Zusammenspiel eine sanfte Vanillenote. Doch das Parfum ist eindeutig um den berauschenden Duft der Geranie komponiert worden. Ein anspruchsvoller und zugleich sinnlicher Duft, der sich erst beim Tragen zu seiner vollen Blüte entfaltet. Intensiv und verführerisch betören die Blüten alle meine Sinne. Nur kurz blitzt flüchtig ein Hauch von Frische auf, der den majestätischen Auftritt der Geranie in all ihrer Pracht nur noch intensiviert. Auf der Suche nach neuen Facetten der Geranie liegt hier der Fokus mehr auf dem Duft, den die Geranie verströmt, weniger am fruchtigen Aspekt der rosa-purpurroten Blüten. Mit einem leicht pudrigen Baumwolleffekt entwickelt sich mit Moschus und einer strahlenden und subtil holzigen Frische das Fianle und hallt mit cremiger Sinnlichkeit nach. Ein frischer, reiner Duft verweilt in der Luft und klingt auf der Basis facettenreicher Nuancen von Sandelholz, das sich ständig in neuen Harmonien finden, und zart gesüßten Harzen aus.
 
Duftkomposition
Kopf: Kamillenöl
Herz: frische Geranie, Jasmin
Basis: Bernstein, Moschus und Sandelholz
 
Cloud 9 enthüllt stufenweise seine einzigartige pudrige Signatur auf meiner Haut und betört meine Sinne mit taufrischen Blütennoten, die einem Renaissancegemälde entsprungen sein könnten: schimmernd und sonnengeküsst. Das Ergebnis ist ein unkomplizierter Duft von floraler, schmeichelnder Leichtigkeit, der die Weichheit der Haut in ein Parfum übersetzt. Es ist die vitalisierende Luft, die uns umgibt... Ein zartes Cashmere-Plaid, das uns einhüllt... Ein Zustand zwischen wachen und schlafen fast schon träumen... Ein unentdeckter Genuss... Ein entspanntes Gefühl gelassener Zufriedenheit... Cloud 9 symbolisiert für mich die Einfachheit der Schönheit im Leben. Für mich ist dies ein sehr authentisches Parfum, das ein Gefühl von Reinheit, Wohlbefinden und Lebendigkeit ganz offen ausstrahlt. Es vermag Aufmerksamkeit zu erregen, ohne sich in den Mittelpunkt zu drängeln, zum Ausdruck zu kommen, ohne aufdringlich zu wirken und präsent zu sein, ohne unsere Persönlichkeit zu übertönen.

Die einfallsreiche Kombination entfaltet tatsächlich eine überaus strahlende Aura, welche mittels den pudrigen Eigenschaften des Dufts einhüllend und umarmend wirkt, wie die schlicht sprachlos machende Schönheit von Sara Bareilles’ Stimme und der rätselhaft aufgeklärte Stil in ihren gefühlvollen, tiefen und berührenden Songs, in denen sie von Liebe, Versprechen, Träumen, Hoffnungen und Zukunftsplänen singt – zart und ausdrucksstark zugleich wie bei Once Upon Another Time.

GRADUATE 1954

Geht es euch manchmal auch so wie mir, wenn ich einen Duft riecht, stellt ich mir vor, zu wem dieser Duft am besten passen würde?!? Als ich das erste Mal Graduate 1954 aufgesprüht habe, hatte ich sofort das Bild einer ganz bestimmten Frau vor Augen – Catherine Deneuve – einer selbstbewussten Frau von distinguierter Anmut, exquisit gekleidet in einem Chanel-Kostüm (war sie doch in den 1970er Jahren das Gesicht des Hauses in den USA), mit akkuraten nach hinten frisierten Haaren (Haarspray war eines der Elemente, die Danielle Ryan unbedingt in Graduate 1954 mit einfließen lassen wollte), nur einem Hauch von Makeup im Gesicht, dafür die Lippen ausdrucksstark mit Rouge Coco geschmückt und die Fingernägel mit Le Vernis lackiert. Eine Frau, die sich ihrer Ausstrahlung bewusst ist und das Spiel der Verführung liebt. Doch Verführung hat auch immer etwas Geheimnisvolles an sich - wie auch diese olfaktorische Hommage an die Frau und ihre unergründliche Anziehungskraft.

Mit ihren Rollen gewährt uns Mme Deneuve tiefe Einblicke in das Wesen einer Frau. Sie vermittelt darin Liebe, Zärtlichkeit, Lebensfreude und Ausgelassenheit und fängt das aufregende Gefühl einer Frau ein, die weiß, dass sie unwiderstehlich ist und die Macht hat, alle zu verzaubern. Unwiderstehlich, jedoch unberührbar – so wie die marmorne Statue der französischen Nationalfigur Marianne, die 1985 ihr ebenmäßiges Gesicht bekam. So fesselt die Grande Dame der französischen Kinoleinwand das Publikum durch ihr kontrolliertes, unterkühlt wirkendes Spiel, von dem stets eine geheimnisvolle Aura auszugehen scheint. Aber gerade das macht den unwiderstehlichen Reiz aus. Diese Unnahbarkeit der sonst so anziehenden und selbstbewussten Frau zeichnet viele ihrer Rollen aus. Ihre Darstellungen geheimnisvoller reservierter Schönheiten in Filmen von bedeutenden Regisseuren wie Roman Polański, Luis Buñuel und François Truffaut sind legendär und preisgekrönt. Truffaut sagte sogar einst: „Sie ist so schön, dass ein Film, in dem sie spielt, auch ohne Geschichte auskommt“. Welch ein Kompliment.
 
 
Indochine mit der fabelhaften Catherine Deneuve in der Hauptrolle (der Film gilt als das französisches Pendant zu Victor Flemings Vom Winde verweht), ist einer meiner Lieblingsfilme und bringt meiner Meinung nach das Wesen von Graduate 1954 ideal zum Ausdruck. Der Duft entstand in Anlehnung an jene Zeiten der 1950er Jahre, in denen eine Frau ihre Eleganz und Sinnlichkeit in Szene setzte, um ihre Ziele zu erreichen. Danielle Ryan hat zuerst ihre Gedanken und Gefühle niedergeschrieben, die sie mit einem Duft aus den 1950er Jahren verbinden. Von Beginn an war ihr klar, die Komposition sollte klassische und zeitlose Elemente verbinden. So wählte sie ähnliche Inhaltsstoffe für Graduate 1954, die auch in den 1950er Jahren in Parfums verwendet wurden.

Bei der Ouverture begrüßt mich eine blumige, sinnliche Harmonie aus einem weißen Blütenreichtum von wahrer Schönheit. Wie ein süßes Lächeln bewegen die ersten, strahlenden Noten meine Sinne. Der vollmundig-intensive, honigartig-süße und sanft-blumige Duft von Tuberose mit knackigfrischen und grünen Nuancen wird samtig abgerundet durch die lieblichen und verführerisch cremigen Frangipaniblüten mit zarten fruchtigen Noten, die an einen sanften Pfirsich erinnern und einen Hauch transparenter Frische verbreiten. Sie sind nicht nur wunderschön anzusehen mit ihren großen hellen Blütenblättern, sondern haben auch einen prachtvollen Duft. Die butterige Sanftheit dieser großen Blütenblätter wird von köstlichen olfaktorischen Beigaben betont, wie der würzigen Rose mit einer barocken grünen Spitzennote, die ihre Aura so einzigartig macht, und der zarten Süße der Heliotrop. Diese perfekte Balance delikater Nuancen von weißen Blüten, wird mit saftigen Zitrusnoten von Mandarine und den sehr grünen, klaren und puren Noten vom Maiglöckchen (dem zärtlichen Symbol der Freundschaft) Frische verliehen und mit Gewürznelken meisterlich Kontrapunkte gesetzt. Feinstes grünes Moos mit erdig-ledrigen Anklängen, ein lang anhaftender, aromatischer, samtig-warmer Duft von würzigen, edlen, holzigen Noten und die aphrodisierende und balsamisch-herbe Süße von Patchouli binden dieses florale Kunstwerk, ohne die weiße Blütenpracht in ihrer Natürlichkeit zu dämpfen.
 
Duftkomposition
Kopf: Tuberose, Frangipani, alte Rose, Heliotrop
Herz: Mandarinen, Maiglöckchen, Gewürznelken
Basis: grünes Moos, Zedernholz, Sandelholz aus Virginia und Patchouli
 
Das Thema des Parfums wurde sehr präzise und zeitgemäß in die Gegenwart übersetzt. Ein klassischer Duft, der heraussticht, als sei er aus einer anderen Ära. Dieser Duft ist luxuriös, und komplex zugleich - wie eine Haute-Couture-Robe. Es war sicher eine Herausforderung für den Parfumeur diesen Duft zu kreieren. Er erinnert mich mit so altmodischen Zutaten, wie Tuberose-Absolue, dem seltenen Frangipani-Absolue und Noten alter Rosen, an ein anderes Zeitalter, als es Frauen auf einmal wagten, sinnlich-lüsterne Düfte zu tragen. Graduate 1954 ist ein Tribut an die Schönheit, an den Genuss und die Verführung. Ein Duft gewordenes Gleichnis, das den geheimnisvollen Zauber weiblicher Eleganz vorzüglich einfängt. Die Abfolge von Andeutungen, Inspirationen und Impressionen, die der Duft widerspiegelt, ist wohl eine ganz persönliche Interpretation und ein olfaktorisches Abbild all dessen, was Danielle Ryan mit einem Damen-Klassiker verbindet. Denn obwohl alle Düfte von ROADS sehr universell (ich mag den Ausdruck unisex nicht besonders) konzipiert worden sind, ist Graduate 1954 der einzige Duft, der verheißungsvolle Femininität atmet. Der Duft umhüllt mich, wie eine zweite Haut und mir imponiert sein Spiel mit Kontrasten - zwischen barocker Opulenz und modernem Minimalismus. Das ist ein pures Vergnügen für Liebhaber moderner Chypre-Klassiker mit sinnlich-floralen Akzenten, die eine Mélange aus Fragilität und Verführung ausstrahlen.

Es hat mir viel Freude bereitet euch die ROADS Fragrances in all ihren manigfaltigen Facetten vorzustellen. Dabei habe ich jeden Tropfen dieser herrlichen Düfte genossen und bin mir sicher, dass sie auch bei euch Anklang finden. Welchen Duft ihr auch immer gerne kennen lernen wollt, befolgt Danielles Rat. Sie sieht ein Parfum als Ausdruck von Individualität, einer Stimmung, einer Reflektion der eigenen Persönlichkeit. Somit liegt das Geheimnis eines besonderen Dufts darin, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Lasst euch nur von eurem Herzen (gut – in dem Fall auch eurer Nase) leiten und sucht euch die Düfte aus, die euch gefallen und achtet nicht auf Ingredienzien und Werbung. Denn das alles ist zweitrangig. Es zählt einzig der Eindruck, den ein Duft bei euch hinterläßt.
 
 
Die Reise für Danielle Ryan und ROADS geht weiter. Von ihrer Leidenschaften und dem Interesse an der Erkundung neuer Dinge beflügelt und dem kreativen Wunsch diese mit andern zu teilen, arbeitet sie mit ihrem Team bereits am nächsten großen Projekt – einer Parfumlinie, die von modernen Nordafrika inspiriert ist, allerdings mit Duftnoten, die wir normalerweise nicht mit Afrika assoziieren würden.
 
Doch vorher wird zum Ende des Jahres eine Home Fragrance Collection (Duftkerzen) mit ganz neuen Düften lanciert, die spanische Anklänge präsentieren werden.

Lassen wir uns überraschen, welches Kapitel ROADS als nächstes aufschlagen wird...

Fortsetzung...
 ROADS Fragrances Teil I.
Fotos © Roads Luxury Group / INTERTRADE EUROPE