Olivier Durbano Parfums de Pierres Poèmes


Olivier Durbano ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Rock-Star unter den Parfumeuren. Der Franzose ist ausgebildeter Architekt, Juwelier von Beruf und Parfumeur aus Leidenschaft. Schon als Kind fühlte sich Olivier von der geheimnisvollen Welt der Edelsteine angezogen. Bis heute ist der Charmeur von den Geschichten und Legenden, die sich um die zu Stein gewordenen Schätze unserer Erde ranken, fasziniert. Diese Obsession für Edelsteine, die die Menschheit vom Anbeginn der Zeit verzaubert und in ihren Bann gezogen haben, möchte Monsieur Durbano auf eine ganz besondere Art – als Parfum – teilen.

Entschlossen die Symbolik und Bedeutung von Halbedelsteinen in die universelle Sprache der Düfte zu übersetzen, erkundete Olivier ihre poetische Dimension. In seinem Sommerdomizil in Grasse nahm er sich die Zeit, Düfte zu komponieren, die von den Geheimnissen und der Schönheit der Halbedelsteine ​​erzählen und von den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde geprägt sind und mit einzigartigen Dufteigenschaften beeindrucken.

Die Halbedelsteine​​ ​​und Kristalle, die Olivier zu einem Duft inspirierten, haben alle eine sehr persönliche Bedeutung für ihn. Jeder Duft ist eine olfaktorische Ode an den Halbedelstein, den er repräsentiert und soll Erinnerungen und Emotionen, die mit ihm verbunden sind, evozieren. Entstanden ist die Parfums de Pierres Poèmes Collection. Jeder Duft ist dabei als ein zeitgenössischer Talisman in einer Welt anzusehen, die auf der Suche nach Harmonie und Gelassenheit ist.

Die Silhouette der Flakons ist pur, edel und von schlanker Schlichtheit. Das Glas schwer und kostbar, 
wie auch die Schmuckstücke von Olivier Durbano.
 
Olivier Durbano ist eine äußerst charismatische Person, die allerdings dunkle und gedeckte Töne bevorzugt. Au contraire zu seinem persönlichen Stil, sind seine einzigartigen Parfums-Kreationen, die von der mannigfaltigen Farbpracht der Halbedelsteine in all ihren schillernden Facetten durchdrungen sind.

"Parfums korrespondieren mit dem Unterbewusstsein – dem wohl geheimsten unserer Sinne. Auf diese Weise können uns Düfte in einen Zustand der Natürlichkeit und klaren Kontemplation versetzen, in dem wir Dinge erleben, statt sie zu analysieren", erzählt Olivier. Sowohl Edelsteine als auch Parfums ruhen direkt auf unserer Haut und erschaffen eine intime Verbundenheit mit unserem Körper und unseren Sinnen. Um diese Verbindung zu zelebrieren, hat Olivier in jedem Flakon drei kleine Kristalle versteckt, die uns zusammen mit dem Duft auch die Macht der Halbedelsteine eröffnen sollen.

"Die Kreation eines Schmuckstücks ist wie ein Ritual und wie eine Form der künstlerischen Meditation", verrät Olivier. Durch diese kreative Phase offenbart sich ihm die Vorstellung der Essenz eines Halbedelsteins, die ihn zu einem Duft inspiriert. Was folgt ist ein alchemistischer Prozesse, in dem der Stein eine Metamorphose durchlebt und zum Duft wird. Die Parfums gleichen einer olfaktorischen Entdeckungsreise zu den kostbarsten Essenzen der Welt und repräsentieren eine beispiellose Verschmelzung natürlicher Schönheit mit den unvergleichlichen Wohlgerüchen der Natur. Alle Düfte der Parfums de Pierres Poèmes Collection verbindet Oliviers persönliche Weihrauch-Signatur, die der Künstler als "den himmlischen Duft der Ruhe" umschreibt.

Olivier Durbano - Parfumeur aus Leidenschaft

Bei den Parfums von Olivier Durbano, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, seinen Kreationen würde ein Hauch einer antiken und längst vergangenen Ära innewohnen. Damit meine ich allerdings nicht, dass seine Düfte der klassischen Kunst der Haute Parfumerie nachempfunden sind. Vielmehr sind die Düfte wie olfaktorische Erinnerungen an längst vergessene Zeiten und Orte, die von archaischen Naturgewalten begraben worden sind.
 
Die Geschichte, Düfte an Edelsteine anzulehnen, hat eine lange Tradition in der Haute Parfumerie. Oliviers Werke sind jedoch anders. Sie sind erfrischend, unverwechselbar und vielschichtig komponiert und sie sind nicht von unbezahlbaren Edelsteinen ​​inspiriert, sondern von Halbedelsteinen und Mineralien, zu denen der Mensch seit je her einen naturgegebenen Bezug hat.

Ich habe die Parfums de Pierres Poèmes Collection 8 Eaux de Parfum geschenkt bekommen und möchte sie euch gerne vorstellen.

Cristal de Roche

Kopf: Afrikanische Orangenblüte, Pfeffer, Koriander, Kardamom, Kümmel
Herz: Weihrauch, Weihrauchharz (Olibanum), Benzoeharz, Myrrhe, Zistrosen
Fond: Sandelholz, Virginiazeder, Vetiver, Immortelle, Eichenmoos, Moschus

Cristal de Roche wirkt auf mich wie ein sehr rätselhafter Duft. Olivier Durbano ließ sich zu seinem Erstlingswerk durch den Mythos des Bergkristalls und durch die Spiritualität von Weihrauch inspirieren.

Bis ins 17. Jahrhundert nahmen die Menschen an, Bergkristall sei Eis, das nicht geschmolzen werden könnte. Den Sagen zufolge, soll er das Bindeglied zwischen Mensch und Natur sein und eine Vereinigung von Mensch und Gott darstellen. Der Bergkristall gilt daher als Stein der Vernunft und Klarheit des Geistes, der Seele und des Körpers.

Die elementare Aura des Bergkristalls interpretiert Olivier meisterhaft. Der Duft beginnt mit einer sehr dezenten und frisch-fruchtigen Süße von Orangenblüte, der eine leichte zitronige Säure folgt und subtil mit einem lebhaft-aromatischen Gewürzstrauß verwoben ist. Diese Komposition erzeugt einem recht widersprüchlichen Akkord, der einen nass-trockenen Eindruck hinterlässt – ähnlich der klaren, reinen, feuchten Luft nach einem Gewitter. Diese Nuancen werden durch eine vibrierende, salzige Note akzentuiert, die mich an sonnendurchflutetes und sonnengetrocknetes Treibholz, das sanft von Wellen umspült wird, erinnert. Es entsteht eine originale Dualität aus Wärme und Kühle, die mit der Schärfe und Transparenz von duftenden Wälder, heißem Weihrauch und pikanten Gewürzen spielt. Das Resultat: Ein unendlich sanftes Gefühl der Vertrautheit.

Cristal de Roche ist für mich ein absolut schöner Duft, der ebenso kraftvoll wie sinnlich und würzig ist und mit einer perfekt ausbalancierten Süße von Zitrusfrüchten beeindruckt. Wie ein duftendes, intensives und bildgewaltiges Gemälde einer stimmungsvollen Landschaft mit ihrer vollkommenen und artenreichen Flora.

Im Herzen entsteht langsam eine besinnliche Note, die zum innehalten einlädt. Der holzig-rauchige Weihrauchakkord in Verbindung mit der balsamisch-süßen und würzig-warmen Myrrhe erinnert mich an die mystische Stimmung einer frühgothischen Kathedrale, durch deren kunstvoll gestalteten Vitrage-Fenster das erste Licht des Tages fällt und ein imposantes Farbenspiel in das andächtige Ambiente zaubert. Nach einiger Zeit verändert sich der Duft und das Finale gestaltet eine beruhigende und sanfte Abschlussnote mit grünen Anklängen von Vetiver, dem erdig-herben Aroma von Patchouli und dem honigartig-süßen und fruchtig-kräuterartigen Noten der Immortelle-Blume, so dass der Duft weicher und weicher wird.

Cristal de Roche präsentiert eine grenzenlose spirituelle Vielfalt. Deshalb empfinde ich das Parfum als einen kontemplativen Duft – trotz oder gerade wegen seiner hohen Konzentration von natürlichen Inhaltsstoffen, die bei spirituellen Zeremonien verwendet werden. Der Duft ist weich und sinnlich und nach kürzester Zeit verbindet er sich wundervoll mit der Haut und sorgt für einen Zustand vollkommener Zufriedenheit. Dabei präsentiert er seine tiefe, unprätentiöse, geheimnisvolle und doch auch etwas zerbrechliche Persönlichkeit.
  
Améthyste 

Kopf: Bergamotte, Pfeffer, Weintraube, Himbeere
Herz: Weihrauch, Palisanderholz, Jasmin, Iriswurzel
Fond: Sandelholz, Moschus, Vanille, Ambra
 
Améthyste gehört zu meinen Lieblingen aus der Parfums de Pierres Poèmes Collection. Durbanos olfaktorische Interpretation des Amethysts ist ein zutiefst friedlicher und geheimnisvoll-anmutender Duft, der mit fruchtigen und pudrigen Nuancen verführt und einen gewissen Touch der außergewöhnlichen Art innehat. Olivier Durbano fand seine Inspiartion zu dem Duft in den Legenden, die von den mysthischen Kräften erzählen, die von diesem Halbedelstein ausgehen sollen, und in dessen vielschichtiger Farbgebung.

Der Amethyst galt aufgrund seiner einmaligen und extravaganten violetten Farbe lange Zeit als einer der wertvollsten Steine, mit dem sich sowohl kirchliche als auch weltliche Fürsten schmückten. Soll der Amethyst doch den Willen und Mut stärken und die Intuition fördern sowie Vernunft und Ausgeglichenheit verleihen und zum seelischen Gleichgewicht verhelfen.

Die opulente Ouverture (die mich an ein deliziöses Dessert aus roten Früchten erinnert) präsentiert ein Kaleidoskop aus bunten Lichtern und eine überschäumende Explosion aus der frisch-herben und leicht-fruchtigen Bergamotte und der Süße von Weintrauben und Himbeeren, die wohl mit einem Hauch von Puderzucker bestäubt wurden. Ihren leuchtenden und transparenten Charakter erhält die Kopfnote aber erst mit den würzigen Pfeffer-Nuancen. Sodann verabschieden sich die fruchtigen Akzente und das Herz offenbart seine Tiefe mit dem süß-würzigen (fast maiglöckchenartigen) Duft von rosaroten Palisanderholz und aromatischer Iriswurzel, die mich intensiv an den blumig-fruchtigen Veilchenduft und eine schattige Lichtung im glühenden Hochsommer erinnert. Diese einzigartige Komposition verschmilzt mit seidigen Puder-Noten vom blumigen, fruchtig-kräuterartigen und wie vom Morgentau getränkten Jasmin und einem sehr sinnlichen Weihrauch-Akkord. Für Améthyste hat Durbano die Weihrauch-Note mit einem Wildleder-Akzent raffiniert in Szene gesetzt, der dieser Komposition einen leicht minzigen Unterton schenkt. Ein weich-bouquethafter Bernstein-Akkord läutet das großartige Finale mit trockenem Sandelholz, pudrigen Moschus und intensiv-warmer und balsamisch-süßer Vanille ein. 

Der Duft spielt mit den Sinnen und versetzt mich an einen Ort der Kontemplation und Träumerei. Wie ein unwiderstehlicher Angriff auf die Sinne, entfaltet der Duft seine Strahlkraft über alle Ebenen hinweg in immer neuen, nuancenreichen Facetten – verführerisch und berauschend. Das Ergebnis ist ein unvergleichliches, holzig-würziges Parfum mit einem leicht fruchtigen Charakter, das mit Gewohnheiten bricht. Mit seinen kostbar Ingredienzien vibriert der Duft vor Energie, während er seine olfaktorische Signatur offenbart, die sophisticated bis in das kleinste Detail anmutet!

Tourmaline Noire

Kopf: Kardamom, Koriander, Kümmel, Weihrauchharz (Olibanum), Pfeffer
Herz: Adlerholz (Oudh), Leder, holzige und stark rauchige Noten
Fond: Moschus, Ambra, Eichenmoos, Patchouli
 
Die einzigartige Beschaffenheit des gleichnamigen Halbedelsteins, der wie stark verbranntes, rabenschwarzes Holz aussieht und einen Geruch wie von ausgeblasenen Flammen verströmt, inspirierte Olivier zu seinem opulenten Tourmaline Noire Duft.

Der schwarze Turmalin gilt in alten Legenden als Schutz-Stein für Körper und Seele und soll von schädlichen Einflüssen befreien und die eigene angesammelte negative Energie in positive umwandeln.

Tourmaline Noire präsentiert sich mir als ein großartiger und hervorragend trockener und schwerer Duft. Er hat einen außergewöhnlich starken und sehr rauchigen Charkater. Diese Duft-Komposition, die um die Farbe Schwarz kreiert wurde, führt einen dynamischen Dialog zwischen Licht und Schatten und Leichtigkeit und Tiefe.

Dieser Duft entfaltet blitzartig einen noblen Auftakt aus schwarzem Pfeffer, der empor steigt und der Ouverture eine erstklassige Schärfe verleiht. Dieser würzige und balsamisch-warme Eindruck ist sehr intensiv (nahezu fühlbar). Nach und nach entfaltet sich ein reiches Bouquet aus duftenden Gewürzen (aus dem ich Kardamom und mild-würzigen Kreuzkümmel intensiv wahrnehme), die dem Duft eine aromatische Würze verleihen.

Den opulenten Reichtum des Herzens repräsentiert das seltene und wertvolle asiatische Räucherholz - Oudh, das ein sehr würziges und rauchig-erdiges Aroma verströmt und mit Ledernoten untermalt wird. In der Herznote verfestigt sich der rauchige Charkter des Duftes auf nahezu dekante Weise mit ledrigen und holzigen Noten. Hier finde ich keine Spur von Blumen oder süßen Elementen. Statt dessen offenbart sich der berauschende Zauber der fasznierenden Nacht, der geheimnisvolle Wünsche erweckt und uns zu Verbotenem verführt. Die Nuancen erinnern mich stark an einen von Rauchwolken tiefschwarz getränkten Himmel bei klarer Mondnacht. Das Herz ist dunkel, erdigen, scharf und irgendwie auch fruchtig (sehr merkwürdig) genau wie die Seele des schwarzen Turmalins. Das aromatische holzige Gefühl dauert während der gesamten Duft-Reise. Dies ist ein düsterer und schattiger Duft, wie eine prachtvolle, olfaktorische Umsetzung eines aristokratischen Schutzschilds – trugen den schwarzen Turmalin doch Kaiser und Könige, um als Sieger auf dem Schlachtfeld zu glänzen.

Auch das Finale entwickelt sich sehr dunkel und trocken mit den tabakartig Nuancen vom Ambra, verwischt mit erdig-holzigen Eichemoos und balsamisch-süßen Patchouli.

Tourmaline Noire ist ein betörend-schönes Parfum, das eine brillante und unverwechselbar-originell Wirkung in einem geheimnisvollen Tanz aus Asche und Flammen, entfaltet. Es ist smoky, dunkel und sehr tief. Es hat definitiv das Potenzial ein Klassiker zu werden und süchtig zu machen.

Eine wundervolle Duft-Kreation mit einer ausdrucksstarken holzig-würzig-rauchigen Komposition, die mich vollkommen eingenommen hat. Es ist allerdings ein sehr exzentrischer Duft, an den wir uns nicht gewöhnen können. Entweder wir verlieben uns sofort in ihn oder nie. Obwohl ich opulente und schwere Düfte hinreissend finde, würde selbst ich den Duft nicht im Alltag tragen. Der Duft ist extravagant und verlangt nach einem ebensolchen Rahmen. 
  
Jade

Kopf: Grüner Tee, Grüne Minze, Kardamom, Sternanis
Herz: Iris, Jasmin, Zimtkassie
Fond: Ambra, Patchouli, Vetiver, Eichenmoos, Moschus, Immortelle, Stechpalme
 
Jade ist mein persöniches Highlight aus der Parfums de Pierres Poèmes Collection. Jade ist ein Symbol des ewigen Lebens. Diese Eigenschaft inspirierte Olivier Durbano den kostbaren Halbedelstein in die Sprache der Düfte zu übersetzen.

In alten chinesischen Dynastien wurde Jade als kaiserliches Juwel verehrt. Himmlisch, königlich, kostbar, ist Jade auch ein Symbol der Liebe und Tugend, sowie der absoluten Macht. Es soll inneren Frieden und Sinn für Gerechtigkeit vermitteln. Den alten Legenden zufolge, sollen taoistische Alchemisten nach einem geheimen Verfahren in der Lage gewesen sein, Jade in eine Flüssigkeit zu verwandeln und mit diesem Trank Menschen zu heilen und ihnen zur Unsterblichkeit zu verhelfen.

Bevor ich Jade zum ersten Mal aufgesprüht habe, hatte ich das Gefühl, eine Opulenz würde mich erwarten. Statt dessen wurde ich von einem edlen, ganz zarten und fragilen Duft überrascht, der europäische und fernöstliche Traditionen exzellent vereint.

Der Duft, der für mich die lebendige und natürliche Sinnlichkeit und Sanftheit eines Frühlingstages verkörpert, eröffnet mit den angenehm-frisch und durchdringend-minzigen Akkorden vom Grünen Tee und Grüner Minze, die von dem angenehm-süßen und würzigen Sternanisduft aromatisch kontrastiert werden. Im Herzen erkenne ich eindrucksvolle Blumenaromen der fruchtigen Iris und die honigartige Süße der Jasmin. Den pudrigen Ausklang läutet ein aromatischer und zutiefst sinnlicher Wohlfühlakkord aus erdig-holzigem Patchouli, balsamischen Vetiver, untermalt mit den intensiven Aromen von trocken Ambra und fein-holzigen Nuancen von Moschus ein. 

Auf so einen fabelhaften Duft habe ich lange gewartet. Jade komplementiert meine Parfums-Sammlung. Jade duftet, wie kein anderes Parfums, das ich kenne. Der Duft erinnert mich an einen Künstler, der von der Muse wachgeküsst wurde und morgens durch einen Garten lustwandelt, in dem der Tau noch auf den Blüten haftet und er seine Inspiration findet, um eine neue Skulptur aus Jade zu formen. Traumhaft schön. Der Duft ist sehr grün, aber nicht nur. Die filigranen floralen Nuancen und holzigen Akkorde polieren das Grün zu einem abstrakt eleganten Jade-Juwel. Es ist übrigens der einizige Olivier Durbano Duft, in dem Weihrauch als Ingredienz nicht vorkommt. Eine leichte Weihrauchnote und zwar eine grüne wird allerdings gleich zu Beginn durch den raffinierten trocken-rauchigen Effekt der Tee-Noten erzeugt (hmmm ein grüner Weihrauchakkord – ich bin davon begeistert, weil ich mir nicht vorgestellt hätte, dass so eine Kombination möglich wäre).

Jade ist ein eindruckstvoll-aromatisches Spiel der Kontraste aus kühl, warm, hell, dunkel, ätherisch und geerdet und präsentiert somit die Dualität der Elemente auf allen Ebenen. Aus diesem Spannungsbogen erwächst eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Mit Jade ist es Oilivier Durbano fabelhaft gelungen den klaren Himmel über den fruchtig-aromatischen Teefeldern Japans einzufangen – kühl, würzig und erfrischend. Dabei funkelt der Duft voller Energie und Temperament und ist zugleich weich und anschmiegsam. Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt, wie Olivier es vermag all seine Leidenschaft für Halbedelsteine in einem Duft zu bannen und ihnen ein Aroma zu schenken.

Turquoise 

Kopf: Terpentin, Rote Beeren, Elemiharz, Weihrauchharz (Olibanum), Koriander, Wacholder
Herz: Schilf, Lotus, Seegras, Lilie
Fond: Immortelle, weißer Honig, Myrrhe, Ambra
 
Der Türkis war das Lieblings-Juwel von Königin Zar (aus der ersten ägyptischen Dynastie um 5500 v. Chr.). Der himmelblaue, undurchsichtige Halbedelstein symbolisiert die Farbe der Unsterblichkeit. Für die Navajo-Indianer ist der Türkis ein Verbindungsstück zwischen dem Himmel und der Seele. Türkis gilt als Stein des Lebens, des Glücks und als Schutz-Stein gegen alles Böse. Da er die warnende Eigenschaft besitzen soll, sich bei schweren Krankheiten oder nahenden Schicksalsschlägen zu verfärben.

Monsieur Durbano hat meisterhaft die große spirituelle Geschichte des Steins in ein Parfum übersetzt und einen sehr geerdeten, ozonischen und metallischen Duft komponiert.

Ich habe mich ganz besonders gefreut den Turquoise Duft auszuprobieren. Der Türkis ist einer meiner Lieblingssteine. Der Verlobungsring meiner Mama, mit dem ich als Kind gespielt habe, versprüht den Glanz vergangener Epochen, in denen der Türkis als heilbringedes Juwel verehrt wurde. Mittig auf dem wunderschönen Goldring meiner Mama thront ein großer, runder Türkisstein im Cabochon-Schliff, der auf beiden Ringschultern von funkelnden Diamanten atemberaubend umrundet wird. Ein sehr ausgefallener Ring. Deshalb hat er mich als Kind wohl auch immer so fasziniert (vielleicht sollte ich ihn mir mal wieder von meiner Mama ausleihen). Umso mehr war ich nun gespannt wie ein Türkis wohl duftet. Und ich muss zugegben, dass ich dem Duft zu Beginn auch sehr skeptisch gegebüber stand, begrüßt er uns doch mit Terpentin.

Turquoise lebt von der Ambivalenz fruchtiger Noten zum Auftakt, welche mit dem zitrisch-glänzenden Akkord von würzig-pfeffrigen Elemiharz (mit einer leichten Fenchelnoten und zarten Weihrauchanklängen) akzentuiert werden. Und vor meinem geistigen Auge erwachen sofort Bilder von weitläufigen und zauberhaft duftenden Wäldern. Langsam entwickelt sich eine schwache aber durchdringende und faszinierende Schärfe, die ich mit der sensationellen Terpentin-Note verknüpfe (hierbei handelt es sich um das wertvolle venezianische Lärchen-Terpentin - dies ist das frische Harz von Nadelbäumen und hat einen intensiv aromatisch-würzigen und etwas zitronenartigen Geruch, der sich exzellent mit den blumigen Noten und grünen Akkorden kombinieren läßt). Ich habe nie zuvor Terpentin als Duftnote in einem Parfum wahrgenommen. Oliviers Umsetzung dieses Akkords hat mich überwältigt. Eine bravouröse Leistung, die den Duft mit einer hell-strahlenden metallischen Aura umgibt. Zu meiner Freude erkenne ich auch Oliviers fabelhafte Weihrauch-Signatur, die hier orangenartiger umgesetzt worden ist. Das Herz des Duftes konzentriert sich auf den schweren und honigartigen Blütenduft der Lotus und auf der intensiv-narkotischen Süße der Lilie und wird mit grünen aqautischen Noten, die diesen Duft einen kühlen Ausdruck schenken, fein abgerundet.

Dabei steht die Anspielung auf das Element Wasser im Herzen in auffallenden Gegensatz zu den erdigen und harzigen Kopfnoten. Myrrhe und Ambra bilden die Grundlage des Finales und verströmen einen natürlichen, balsamisch-süßen und würzig-warmen Duft.

Turquoise ist sehr geerdet, natürlich und elementar. Es ist dieser raffinierte Kontrast zwischen den beiden Elementen Erde und Wasser, der Turquoise zu einen ausgefallenem Duft macht – dynamisch, charmant, geistreich und von bemerkenswerter Selbstsicherheit und Schönheit.
 
Pink Quartz

Kopf: Bergamotte, Pink Grapefruit, Weihrauchharz (Olibanum), Safran, Ingwer
Herz: Zitronengras, Damaszener Rose, Palisanderholz
Fond: Indisches Rosen Absolue, Ambra, Patchouli, Myrrhe, Benzoeharz, weißer Moschus
 
Der Rosenquarz ist ein grundlegender Stein der universellen Liebe, unendlicher Barmherzigkeit und des Mitgefühls gegenüber sich selbst und Anderen. Er ist inspirierend und eine Quelle des inneren Friedens, der absoluten Ruhe, des Glücks und bestärkt unsere Sinne für Schönheit, Genuss und Sinnlichkeit. Schon die antiken Griechen und Römer glaubten, die Götter der Liebe, Amor und Eros, hätten den Rosenquarz erschaffen, um den Menschen die Liebe zu schenken.

Pink Quartz ist ein sehr schöner, fruchtig-stimulierender Duft und trotz seines monothematischen honigartig-würzigen Rosen-Charakters sehr vielschichtig konzipiert. Die klare, ehrliche und unschuldige Schönheit und Gestalt der Rose in Pink Quartz verführt dabei gut gelaunt mit fröhlicher Lebendigkeit und Sanftmut in vollendeter Harmonie mit spritzigen und von der Sonne leicht rot-gefärbten Zitrusfrüchten. Aber warum zelebriert die Rose ihre Schönheit so ganz allein? Ist ihre makellose, unberührte und erhabene Schönheit etwa so vollkommen, dass es unwürdig wäre andere Noten mit ihr zu vereinen?

Zur Begrüßung wird augenblicklich der komplexe Kern des Roseduftes erkennbar. Wie könnte es auch anders sein, ist die Rose doch das Zentrum des Parfums, um das alle anderen Noten komponiert wurden. Pink Quartz öffnet mit einer hellen Zitrus-Kopfnote aus süß-fruchtiger Bergamotte, frisch-herber Pink Grapefruit und einem starken Blitzeinschlag vom zitrischen Ingwer. Eine würzige Safran-Facette verschärft allerdings diese Kombination und ist mit Durbanos Signatur-Weihrauch-Akkord meisterhaft kontrastiert. Ich bin ein großer Fan von diesen harzartigen Nuancen, die in vielen von Oliviers Kreationen vorkommen und das Gefühl eines mineralischen Eindrucks in seinen Parfums unterstreichen. Damit wird dem Duft ein erfrischender aber gehaltvoller Akzent mit einem unerwarteten Liebreiz verliehen. Das weiche Herz entfaltet die herrliche Pracht der wohl schönsten und würzigsten aller Rosen – der Damaszener Rose – mit all ihren beeindruckenden fruchtigen Duftnoten und kraftvollen Aromen, die von den blumigen, leicht rosigen Akzenten von Palisanderholz umrundet werden. Zum finalen Ausklang erwärmt sich der Duft mit vorzüglichen Akkorden von goldenen Bernstein, würzigen Duft von Myrrhe, balsamisch-süßen Patchouli und weißen, warmen Moschus, so dass eine zarte Süße und ein unendliches Gefühl von Schönheit, Sehnsucht und einer anmutigen Präsenz entsteht.

Pink Quartz ist ein sehr prickelnder Chypre-Duft mit vortrefflichen pudrigen Akzenten. So duftet ein sonnendurchfluteter Sommertag. Der Gesamteffekt ist außergewöhnlich cremig und vermittelt ein Gefühl von Wärme und Sinnlichkeit. Die elegante Komposition bebt nahezu vor Opulenz und es scheint, als würde uns Pink Quartz zu einem Tanz auf einem Sonnenstrahl einladen wollen. Dies ist eine frische Duftkomposition mit hohem Suchtpotential.
 
Citrine

Kopf: Amalfizitronen, Orange, Elemiharz, Ingwer,  Rosa Pfeffer
Herz: Karottensamen, Mimose, Rosenholz, Guajakholz
Fond: Moschus, Myrrhe, Ambra, Bienenwachs
 
Als Symbol der Kraft, der Weisheit und des Friedens, erstrahlt der Citrin, in der gleichen Farbe wie die Sonne, das Licht und das wertvollste Metall – Gold. Südamerikanische Schamanen glaubten, der Citrin hätte die Macht tiefste Ängste und negative Energien zu zerstreuen und könnte dem Träger zum erfolgreichen meistern seiner irdischen Prüfungen verhelfen, in dem er Durchhaltevermögen und Selbstsicherheit stärke. Der Goldton des Citrins strahlt in der Tat ein Gefühl der himmlischen Wärme und eines inneren Feuers aus.

Olivier Durbanos Citrine ist ein Duft, der sich sofort in mein Herz getanzt und es vollbracht hat meine Phantasie (und meine Nase!) zu verführen.

Citrine strahlt golden und ist als Parfum sicherlich eine Metapher für die Sonne. Ein Duft aus Zitrusfrüchten und edlen Hölzern, der wie sonnenwarme Haut duftet, und mir das Gefühl schenkt, an einem herrlichen Sommertag gedankenverloren die Natur zu genießen.

Citrine – wie der Name vermuten läßt – öffnet mit einem überwältigenden Tête-à-Tête aus fruchtiger Orange und angenehm-frischer sizilianischer Zitrone. Ganz in Durbanos Stil folgt mit dem würzig-pfeffrigen und zitrischen Elemiharz und der Hitze von scharfen Ingwer und Rosa Pfeffer ein überraschend, unerwartetes, jedoch sehr schönes und angenehm kühlendes Aroma. Ausgebrannte Karottensamen und feinste balsamisch-süße Aromen vom Rosen- und Guajakholz (welches leichte veilchenartigen Noten preisgibt) bringen einen Reichtum und eine Tiefe in die Seele des Parfums. Eine blumige und warme Süße der Mimosen verleiht dem Herz eine opulent-sonnige Ausstrahlung. Ein Hauch von würzig-warmer Myrrhe und flüssigen Ambra umschließt die finalen Duft-Noten mit einer sinnlichen Tiefe und einem inneren Leuchten.

Citrine ist sehr sonnig, mineralisch und angenehm leicht, dennoch markant und vor allem sehr elegant und verzaubert mit einer besonderen Intensität und Strahlkraft und einem Gefühl von Reinheit und Klarheit. Citrine mutet durch seinen würzig-fruchtigen Charakter sehr verführerisch an, so dass ich mich seiner Anziehungskraft nicht entziehen kann. Inspiriert vom inneren Strahlen des Citrines, ist der Duft voll Lebendigkeit, Kraft und Feuer. Der Duft vereint die leuchtenden Farben des Citrins zu einem olfaktorischen Feuerwerk. Ein modernes, subtiles und elegantes Parfum, das sein Strahlen wunderschön entwickelt. Der Reiz, den dieser dynamische Duft versprüht, ist einfach unwiderstehlich.

Héliotrope

Kopf: Elemiharz, Weihrauchharz (Olibanum), Ingwer, Blut-Mandarine, Engelswurz, Chili
Herz: Safran, Magnolie, Nagarmotha, Heliotrop
Fond: Myrrhe, Zeder, Sandelholz, Moschus, Ambergris, Benzoeharz
 
Bereits im Alten Ägypten und Babylon nutzten Hohepriester den Heliotrop bei rituellen Zeremonien. Den Überlieferungen zufolge, soll der Stein durch seine schützende Energie Feinde fernhalten und Dank seiner reinigenden Wirkung das geistige Konzentrationsvermögen steigern um somit das Bewusstsein erweitern sowie Ängste und Zweifel besiegen und neue Lebenskräfte erwecken.

Bei Héliotrope fragte ich mich, ob Olivier von seinem Konzept von edelstein-inspirierten Düfte abweicht? Denn ich kannte Heliotrop bis jetzt nur als Blume (so wie sicherlich auch die meisten von uns) und wusste nicht, dass ein Mineral den gleichen Namen trägt. Der Heliotrop-Stein präsentiert ein lebhaftes Farbenspiel und ist eine Mischung aus Grünem Jaspis und Chalcedon (der Stein ist vielleicht besser als Blutjaspis bekannt). Gerade als ich also annahm, Durbano würde etwas Neues anfangen, manifestiert er seine Liebe zu Edelsteinen und Mineralien.

Bevor ich Héliotrope zum ersten Mal aufsprühte, war ich mir nicht ganz sicher, was ich von diesem tiefrot-leuchtenden Duft erwarten sollte. Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich schon eine vage Vorstellung, wie Héliotrope duften könnte, diese Annahme erwies sich jedoch als vollkommen falsch.

Héliotrope öffnet energetisch mit einem sehr fruchtigen Blut-Mandarine-Akkord, der augenblicklich von einer feurig-scharfen Wärme aus Chili-Pfeffer und würzigen Ingwer eingehüllt wird. Ein sehr wichtiger Akteur in vielen Düften aus dem Nahen Osten, ist eine berauschende, pikant-intensive, süße (mit leicht bitteren Noten veredelte) Safran-Komponente, die auch hier das glühende Herz dominiert. Ein zarter und pudriger Blumen-Akkord aus lieblicher Magnolie und kandierten Heliotrop-Blüten (die der Komposition eine avantgardistische Note verleihen) besänftigen das Herz und schenken dem Duft im Einklang mit zitroniger Nagarmotha einen unerwarteten subtilen und grünen Charakter voller Glückseligkeit. Der Fond präsentiert zum großen Finale Monsieur Durbanos meisterhafte Weihrauch-Signature, die hier mit rauchiger Myrrhe umrundet und mit edlen holzigen Akzenten von Zeder, trockenem Sandelholz und warmen Moschus akzentuiert wird. Diese Komposition verleiht Héliotrope einen exquisit erdigen Nachklang von mineralischen Ausmaß.

Es entsteht ein faszinierender Tanz der Elemente Erde und Luft mit hypnotischer Würze und brillant-dezenter Süße. Temperament, Leidenschaft und starke Kontraste bestimmen diesen exzessiv blumig-holzig-feurigen Duft. Mich beeindruckt die Vielschichtigkeit der Komposition und das bewundernswerte olfaktorische Kontrastspiel aus Wärme und Kälte.

Es war mir eine große Freude euch diese wundervolle und von den Legenden und der Symbolik von Halbedelsteinen inspirierte Duft-Kollektion von Olivier Durbano vorzustellen. Ich hoffe, dass auch ihr in den Parfums besondere olfaktorische Schätze entdecken werdet.

Fotos © Olivier Durbano